Blaumeise: clevere Draufgängerin

Eine der häufigsten Vogelarten, die uns im Alltag begleiten, ist die Blaumeise. Du kannst sie am Futterhäuschen, in Straßenbäumen oder in fast jedem Garten beobachten. Sie ist ziemlich selbstbewusst und kümmert sich in der Regel erstmal nicht um Menschen, die sich ihr nähern. Höchste Zeit also für ein bisschen Zusatzwissen zu diesem bunten Vögelchen.

Hier kannst du dir die Podcast-Folge zur Blaumeise anhören:

Oder einfach weiterlesen 😉 :

Schlaue Generalisten

Blaumeisen sind Generalisten, das heißt sie können sich besonders gut an Umweltveränderungen anpassen und sie gehen dabei sehr intelligent vor. Deshalb sind sie so erfolgreich und aktuell nicht vom Rückgang bedroht wie andere Vogelarten. Ein Beispiel gefällig? In England stibitzten sie gerne den Rahm von den Milchflaschen, die der Milchmann vor die Türe stellte. Auch das Rotkehlchen lernte es, diese leichte Nahrungsquelle für sich zu nutzen. Als die Flaschen aber aus Hygienegründen mit Aludeckeln ausgeliefert wurden, verzweifelte das Rotkehlchen daran und gab diese Nahrung schließlich auf. Die Blaumeise hingegen hackte mit ihrem Schnabel einfach ein Loch in den Deckel und bediente sich weiterhin.

Ultraviolettmeisen

Eigentlich müssten Blaumeisen Ultraviolettmeisen heißen, denn sie sehen im ultravioletten Bereich. Für sie sind ihre Artgenossen nicht nur einfach blau und gelb, sondern sie leuchten regelrecht. Das hilft den Weibchen, ein besonders schickes, kräftiges Männchen zur Paarung zu finden. Dessen blauer Scheitel leuchtet ultraviolett Licht besonders schön.

Turnchampions

An dem See in unserer Nähe gibt es einen Parcour, auf dem man sich fit turnen kann. Doch das beste menschliche Akrobatikprogramm ist gar nichts gegen das der Blaumeisen, die in der kleinen Birke daneben rumturnten.

Sie hopsen von Ast zu Ästchen, hängen kopfüber an den Zweigspitzen, dann ziehen sie sich wieder rauf und fliegen zum nächsten Zweig, picken dort kurz rum und fliegen wieder zurück. Abschwung, Aufschwung, Absprung, Flug zum nächsten Baum und wieder zurück. Und das alles in einem Zehntel der Zeit, die du benötigst, um diesen Abschnitt zu lesen. Blaumeisen sind die wahren Turnchampions unter den Vögeln.

Klopfzeichen

Blaumeisen finden und suchen ihre Nahrung, vor allem Insekten, unter anderem auch in Schilfhalmen und Rohrkolben. Um herauszufinden, ob sich in den Hohlräumen etwas Leckeres versteckt, klopfen sie mit ihrem Schnabel dagegen. Klingt es dumpf, hat sich dort wohl ein Insekt eingenistet. Mit wenigen Hieben hämmert die Blaumeise mit ihrem kurzen Schnabel ein Loch in den Halm und erreicht so ihre Mahlzeit.

Hausgäste

Seit mehreren Jahren habe ich immer wieder ein Blaumeisenpaar und anschließend die ganze neue Familie zu Gast. Das Nest war erst in einer Ritze im Mauerwerk schräg unterhalb des Wohnzimmerfensters. Im letzten Jahr sind die Meisen in den Nistkästen außen am Balkongeländer umgezogen. Die Äste auf meinem Balkon dienen den Eltern immer wieder als Zwischenlandeplatz auf dem Weg zu ihrem Nest. Die fetten grünen Maden, die sie als Futter für die Jungen herbeibringen, kann ich so prima bewundern.

Beobachtungstipp

Blaumeisen sind durch ihre auffälligen Farben sehr gut von anderen Vögeln und auch von anderen Meisenarten zu unterscheiden. Die einzige Verwechslungsgefahr besteht mit Kohlmeisen. Wenn man beide Arten zusammen sieht, ist es leicht: Blaumeisen sind deutlich kleiner und kompakter als Kohlmeisen und auch wesentlich flinker. Außerdem kann man sie gut an dem ultramarin leuchtenden Scheitel erkennen.

Überhaupt sind Blaumeisen sehr wuselig und flink (s.o.). Sie zu beobachten macht Spaß und sie sind gute Objekte, um den Umgang mit dem Fernglas bzw. die Hand-Auge-Koordination (←) zu üben. An ihrer hibbeligen Art kann man sie auch erkennen, selbst wenn man sie nicht gut sehen kann.

Und mit diesem neuen Blaumeisen-Wissen jetzt ab nach draußen mit dir! Fernglas nicht vergessen. Es wäre doch gelacht, wenn du keine Blaumeise beim Herumflippen entdecken würdest 😉

von | 21. Okt 2022 | Podcast, Vogelwissen

aktualisiert:
14. Jun 2023

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Schon in ihrer Kindheit interessierte sich Silke Hartmann für Vögel. Allerdings kannte sie niemanden, die oder der ihr diese Wunderwelt hätte zeigen können. So hat sie sich im Laufe der Zeit selbst beigebracht, Vögel zu sehen. Je mehr sie beobachtete und aus Büchern lernte, desto mehr begeisterte sie sich für Vögel und ihre Superkräfte. Sie bemerkte aber auch, wie schwer es für viele Vogelarten inzwischen ist, zu überleben. Deshalb gibt sie ihr Wissen jetzt als „die Vogelguckerin“ u.a. in Kursen, Büchern und ihrem Podcast „Vögel, aber cool!“ weiter, weil sie weiß, dass die Welt zu einem besseren Ort wird, wenn sich mehr Menschen für Vögel begeistern.

Moin, ich bin Silke,

wie schön, dass du da bist! Hier berichte ich dir Wunderbares und Wundersames über Vögel und ihre Welt. Außerdem erfährst du, wie du anfängst, sie schnell selbst zu sehen und immer besser darin wirst. Komm mit auf die Reise!

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4 Kommentare

  1. Heel erg leerzaam – dank je wel – wie Sie schon wissen wohnen wir in Amsterdam haben aber zum Glúck ein Garten im Hof mit Bäumen und Streucher und damit viele Vögel Arten. Koolmezen en Pimpelmezen ?? Blaumeise ?? In unserem Schrebergarten ( Volkstuin ?? ) auch viele Vogelsoorten / Vogelarten aber dann andere. Unterwegs zum Schrebergarten entlang Wiesen im Polder Störche ( sind schon einige wieder zurück ) und verschiedene Gänsearten – it is a joy to watch every time again

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    • Hey Enno. Vielen Dank für deinen Kommentar! Ja, es ist wirklich eine große Freude Vögel zu beobachten, besonders Pimpelmezen 😉 (ein schönes Wort übrigens, bedeutet Pimpel irgendetwas?). Es ist toll, dass du in der Stadt so grüne Oasen um dich herum hast. Einzelne Störche bleiben übrigens auch immer öfter den ganzen Winter bei uns oder sie kommen von weiter nördlich und verbringen hier ihren Winterurlaub. Viele Grüße gen Westen und weiterhin viel Spaß beim Vogelgucken.

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  2. Sehr schöner Artikel zu den Besonderheiten der vermeintlich alltäglichen Blaumeise. Ganz besonders gefällt mir das Bild mit der Punkerfrisur!

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    • Dankeschön, liebe Silke. Ja, die Punker-Meise ist meine spezielle Freundin. Als Alternative habe ich ihr inzwischen einen Nistkasten auf dem Balkon angeboten, mal sehen, ob sie den spannend findet oder doch lieber in die Mauerritze zurückkehrt. Ist mir beides recht; ich freue mich auf jeden Fall schon sehr darauf, sie wiederzusehen.

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