Wiedehopfe verirren sich in der Regel eher nicht zu uns in den hohen Norden Norddeutschlands. Zwar gibt es hier viel geeigneten Lebensraum für sie und auch Versuche, sie anzulocken, aber vielleicht ist es ihm hier zu kühl. Überhaupt ist so ein Wiedehopf inzwischen zu einem Glücksfall in Deutschland geworden, denn die Art ist hier selten und es werden immer weniger.
So ist es gar nicht verwunderlich, dass ich meinen letzten Wiedehopf ich 2017 in Myanmar gesehen habe. Zwischendurch habe ich zwar immer mal das typische Whoop Whoop gehört (zum Beispiel in der Nähe von Dessau), ihn aber lange nicht mehr zu Gesicht bekommen.
Wiedehopfe sehen ziemlich spektakulär aus: Sie haben einen langen, gebogenen Schnabel und eine Federhaube, die sie bei Bedarf aufrichten können. Ihre Grundfarbe ist orange-beige-bräunlich und sie haben schwarz-weiß gebänderten Flügel. Allerdings sind sie nur so groß wie eine Amsel und das macht sie erstaunlich unsichtbar dafür, dass sie so ungewöhnlich aussehen.
Unsere Wiedehopfe sind Zugvögel. Sie verschwinden bereits ab Ende Juli wieder und überwintern südlich der Sahara. Ab Mitte März kehren sie zurück zu uns in ihre Brutgebiete. Ganz selten überwintert mal ein einsamer Wiedehopf in Mitteleuropa.
Du kannst dir also vorstellen, wie verblüfft und begeistert ich war, als Mitte Dezember in unserer lokalen Orni-Gruppe ein Wiedehopf gemeldet wurde. Der Weg bis zu gemeldeten Stelle war allerdings ein bisschen zu weit, um bei nasskaltem Wetter mal eben so zwischendurch mit dem Fahrrad vorbeizufahren. Da wäre ein Auto mal praktisch gewesen (warum ich keins mehr habe und wie das so läuft habe ich hier erzählt). Zwischen Einkaufen, Baumschmücken und Orakelvorbereitungen kam ich nicht sofort dazu, den Wiedehopf zu besuchen. Nach dieser ersten Meldung wurde es auch schnell wieder ruhig im Orni-Chat und auf den Meldeplattformen, so dass ich den Wiedehopf als „verpasst“ abheftete und gedanklich abhakte.
Und dann tauchte er am ersten Weihnachtstag plötzlich wieder im Orni-Chat auf.
Am nächsten Morgen brach ich gleich nach dem Frühstück auf und fuhr – natürlich mit Gegenwind, wie sich das hier oben gehört – die Küste runter. An der ersten Stelle, wo er gemeldet worden war, war er nicht zu entdecken. Ich traf aber eine Orni-Bekannte, die ihn kurz vorher zwei Kilometer weiter am Straßenrand gesehen hatte.
Sie hatte ihn dort beobachtet, bis er von einem Fotografen aufgeschreckt worden war, der sich ihm zu sehr genähert hatten. Mit gemischten Gefühlen fuhr ich also weiter zu der Stelle, die sie mir empfohlen hatte. Dort angekommen war kein Fotograf mehr zu sehen, aber auch kein Wiedhopf. Ich lief ein bisschem umher – und entdeckte ihn plötzlich auf einer Wiese. Dort stolzierte er umher, stocherte ganz entspannt nach Futter.
Ich hatte ihn lange für mich und konnte ihn ungestört beobachten. Dabei kam er mir immer mal wieder erfreulich nah.


Unsere Idylle endete, als der nächste Fotograf in Flecktarn aufschlug, der eine auch für mich spürbare Stress-Welle vor sich herschob. Kein Wunder, dass der Wiedehopf sofort aufflog, noch bevor der Fotograf sein Tele in Position hatte. Der Wiedehopf landete noch mal kurz auf einem Ast, stellte zum Abschied seine Federhaube auf und verzog sich.
Glücklich dass der Wiedehopf mir so viel Zeit geschenkt hatte fuhr ich sehr zufrieden und mit Rückenwind zum Weihnachtskaffeetrinken mit Wärmflasche und Wolldecke nach Hause.

PS: Ich hoffe, diesem Wiedehopf hat es bei uns an der Küste so gut gefallen, dass er Frühling wieder vorbei kommt und ein paar seiner Freund*innen mitbringt. Nach diesem Weihnachtswunder ist alles möglich!
Na, er mag wohl keine Paparazzi. Schön, dass Du ihn ohne Stress zu verbreiten und so schön entspannt sehen konntest.
Ich habe ihn nur mal vor Jahren in Portugal gesehen.
Mit lieben Grüßen
Nina