Zum Start ins neue Jahr können wir doch alle ein Ladung Mut und Zuversicht gebrauchen, oder? Ich habe grade eine ganze Menge davon, und deshalb nehme ich das zum Anlass, um sie mit dir zu teilen:
Es gibt ein Gespräch aus dem letzten Jahr, das lässt mich nicht los. Ich sprach mit einer Journalistin darüber, was mich motiviert. Sie hörte sich das eine Weile an und meinte dann sinngemäß: das sei ja alles ziemlich naiv.
Ich hatte so ein Gespräch schon einmal mit einer Journalistin für ein Interview. Da erwähnte ich, dass es einen Unterschied machen würde, wenn alle Menschen, die sich für Vögel begeistern, von jeder Exkursion drei Teile Müll mit nach Hause brächten. Woraufhin die Journalistin „bei allem Respekt“ darauf hinwies, dass das ja nur einen sehr kleinen Unterschied machen würde, wenn man bedenke, mit wie vielen riesigen Problemen die Vogelwelt zu kämpfen habe.
In beiden Fällen habe ich mich tatsächlich naiv gefühlt und meine Haltung (vielleicht auch ein bisschen trotzig) verteidigt. Heute weiß ich: Hoffnung ist nicht naiv.
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Zuversicht ist Mut, keine Schwäche
Es gibt genug Gründe, den Kopf in den Sand zu stecken. Doch das bringt niemanden weiter. Gerade in unserer Zeit ist es mutig, an positive Veränderungen zu glauben. Ich habe verstanden, warum mir das oft leichtfällt: Ich sehe die Ergebnisse meines Handelns, auch wenn sie klein sind.
Die Psychologie nennt das „Selbstwirksamkeit“. Wer etwas tut, bleibt zuversichtlich. Natürlich ändern kleine Schritte nicht das große Ganze. Aber sie ändern etwas. Und ein kleiner Unterschied ist besser als gar keiner. Es ist viel bequemer zu sagen: „Ach, hat ja eh alles keinen Zweck“, als etwas zu tun.
Kleine Schritte, große Wirkung
Für die großen Probleme in unserer Welt brauchen wir politische Lösung, aber im Kleinen können wir alle etwas ändern. Und diese vielen kleinen Änderungen zusammen sind eine große Lösung.
Müllsammeln, um die Welt zu retten
Ja, Müllsammeln rettet nicht die Welt. Wenn ich auf meinen Spaziergängen Müll einsammele, bleiben die Strände und Meere anderswo immer noch vollgemüllt und verseucht. Aber jedes Stück Müll, das nicht in der Natur bleibt, macht einen Unterschied.
- Ein Zigarettenstummel weniger, der die Erde und das Wasser verseucht.
- Ein Plastikteil weniger, das in der Natur zu Mikroplastik zerfallen wird.
- Ein Stück Dolly Rope weniger, das in Nestern verbaut werden kann und in dem sich Vögel verfangen und verenden können.
Auf kleiner Fläche sind diese Änderungen sogar große Unterschiede.
Kleine Änderungen im Konsum
Wir sehen doch, was viele kleine Schritte bewirken können: Weil viele Menschen auf Fleisch verzichtet haben, ist der Konsum von Fleisch deutschlandweit stark zurückgegangen. Das bedeutet, dass weniger Tiere müssen dieses qualvolle Leben in den Fleisch-, Milch- und Eifabriken durchleiden müssen. Es sind immer noch zu viele, aber es ist ein Anfang. Jedes Huhn, jede Kuh, jedes Schwein, die nicht diese Qualen durchleiden müssen, ist ein Schritt in die richtige Richtung, weil es ein leidendes Wesen weniger ist, das leidet. Von diesem Rückgang in unserem Konsum hätte vor Kurzem noch niemand ernsthaft zu träumen gewagt. Alle kleinen Konsumentinnen und Konsumenten, die sich jede Woche dazu entscheiden, weniger oder gar keine tierischen Produkte kaufen, sind ein Teil dieser Revolution.
Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Hühner in den Industrieanlagen, sondern auch für andere Vögel:
Jeder Quadratmeter Ackerfläche, der nicht mehr für Viehfutter-Produktion genutzt wird, bringt einen viel höheren Nutzen im direkten Anbau von Lebensmitteln. So sparen wir langfristig Ackerfläche, müssen keine neuen Flächen roden oder Menschen in anderen Ländern dazu bringen, das bei sich zu tun. So bleibt wertvoller Lebensraum erhalten und überschüssiges Ackerland kann wieder aufgewertet und in die natürlichen Kreisläufe zurückgegeben werden.
Die Umstellung unserer Ernährung ist ein größerer, wirkungsvollerer Hebel im Vogelschutz als jedes Schutzprojekt, jedes Futterhäuschen und jeder Nistkasten im heimischen Garten es sein kann.
Kleine Schritte auf der Straße
Die Klimabewegung hat gezeigt, dass es nur eine einzelne Person braucht, um eine weltweite Welle in Gang setzen zu können. Damit ist noch kein einziges Klimaproblem gelöst (und bei der Biodiversitätskrise haben wir ja noch nicht mal angefangen), aber ohne den Einsatz der Klimaaktivist*innen auf der ganzen Welt wäre den meisten Menschen noch nicht mal bewusst, dass es ein Problem gibt. Ihre Proteste haben Veränderungen bewirkt. Mögen sie klein sein, aber es sind wesentlich mehr Veränderungen, als es ohne sie gegeben hätte.
Meine Motivation
Ich möchte immer und besonders im Vogelschutz Teil der Lösung sein und nicht Teil des Problems. Zu wissen, dass ich auf der für mich richtigen Seite stehe, und zu sehen, dass ich damit nicht alleine bin, gib mir Hoffnung. Hoffnung, dass wir doch alle zusammen etwas ändern können.
Du kennst doch bestimmt den Spruch:
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.
angeblich: Mahatma Ghandi
Deshalb bin ich hier. Ich weiß, dass die Welt kein guter Ort für Vögel ist, aber dass wir alle dazu beitragen können, dass es Vögeln besser geht.
Das Praktische ist, dass es dadurch auch uns Menschen besser gehen wird. Alles hängt mit allem zusammen. Natur tut uns gut und die Vögel sind ein großer wichtiger, lauter Teil darin. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass die Anwesenheit von Vögeln und auch ihre Stimmen gut für uns Menschen sind. Sie haben positive Auswirkungen auf unsere psychische und physische Gesundheit. Vögel zu schützen, ist also egoistisch, weil wenn wir Vögel schützen, schützen wir eigentlich uns selbst.
Ich mache meine Arbeit als die Vogelguckerin, weil ich will, dass mehr Menschen Vögel wahrnehmen und lieben lernen. Und damit in zweiter Konsequenz auch wahrnehmen, dass es ihnen nicht gut geht. Ich hoffe, dass sie dann so weit sind auf ihrer Vogelreise, dass sie sie so sehr lieben, dass sie sie schützen möchten. Oder zumindest nicht dazu beitragen möchten, dass es ihnen schlecht geht.
Durch euch weiß ich, dass mein Ansatz funktioniert. Deshalb kann ich in so Gesprächen mit Journalistin und anderen Zweifler*innen ganz klar mit erhobenem Haupt sagen: Ich mache einen Unterschied in dieser Welt. Und die vielen kleinen Schritte die all die Menschen, die mich hören, mir folgen, von mir lesen in ihren Welten machen, machen viele kleine Unterschiede und die Welt wird durch uns zu einem besseren Ort für Vögel und auch für Menschen.
Teil der Lösung sein
Natürlich habe auch ich Momente, in denen ich zweifle, und Tage, an denen ich alles hinschmeißen will. Aber zum Glück gibt viel mehr Tage, an den ich sehen kann, dass ich eine Veränderung bewirke. Eure vielen Geschichten der kleinen Veränderung motivieren mich.
Während ich darauf warte, dass irgendjemand anders die großen Probleme löst, löse ich die, auf die ich Einfluss habe. Dass wir nicht alle Menschen mitnehmen können, darf uns nicht daran hindern, die kleinen Veränderungen, die in unserer Macht liegen, umzusetzen. Es ist keine Frage von ganz oder gar nicht. Ich kann auch unperfekt etwas ändern. Und wir sind viele. Noch sind wir viele einzelne, die jede und jeder an eigenen Ort Veränderung bewirkt. Aber wir sind schon fast eine Bewegung. Das macht mir Mut.
Kommst du auch ins Team Hoffnung?
„Hope“ is the thing with feathers
von Emily Dickinson
„Hope“ is the thing with feathers
That perches in the soul,
And sings the tune without the words,
And never stops at all,
And sweetest in the Gale is heard;
And sore must be the storm
That could abash the little bird
That kept so many warm.
I’ve heard it in the chillest land,
And on the strangest sea;
Yet, never, in extremity,
It asked a crumb of me.
~1861
Einige deutsche Übersetzungen findest du >>hier.
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