An der Küste sind Silbermöwen der Schreck vieler Touristen und als Piratinnen der Lüfte verschrien. Sie beobachten uns Menschen und sobald wir Pommes, ein Fischbrötchen oder Eis in der Hand haben, mopsen sie es weg. Da könnte der Eindruck entstehen, dass Möwen menschliches Essen mega finden. Eine neue Studie von Forschenden der Universität Exeter in Großbritannien zeigt aber erneut das Gegenteil:
Möwenküken bevorzugen immer noch Fisch, auch wenn sie mit menschlichem Essen aufgezogen wurden.
Für die Studie zogen die Forschenden 27 Silbermöwenküken auf, die in Städten von Dächern gefallen waren und nicht mehr zu ihren Eltern zurückgebracht werden konnten. Sie bekamen dabei entweder „marine“ Kost, die hauptsächlich aus Fisch und Muscheln bestand, oder „städtische“ Kost, die hauptsächlich aus Brot und Katzenfutter bestand.
An den Tagen 5, 10, 15 und 35 der Studie wurden den Küken alle vier Nahrungsmittel gleichzeitig in verschiedenen Schlüsseln angeboten, um zu testen, welches sie bevorzugten. Beide Gruppen entschieden sich durchweg für Fisch! Muscheln und Katzenfutter wurde ab und zu genommen, aber das Brut nahmen die Küken erst, wenn alle anderen Schälchen leer waren.
„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass diese Küken, selbst wenn sie mit einer ‚städtischen‘ Kost aufgezogen wurden, die nur in der Nähe von Menschen zu finden ist, als Erwachsene wahrscheinlich nicht nach städtischer Nahrung suchen werden“, sagte die Hauptautorin Emma Inzani vom Centre for Ecology and Conservation in Exeter.
„Menschliche Nahrung ist oft verlässlich vorhanden und leicht zu bekommen – aber wenn Fisch verfügbar ist, bevorzugen sie ihn eindeutig.“
Silbermöwen werden in städtischen Gebieten oft als Schädlinge angesehen, da sie nach heruntergefallenem Essen und in Mülleimern suchen und Menschen ihr Essen auch direkt aus der Hand nehmen. Die Anzahl der Silbermöwen geht jedoch stark zurück! In Großbritannien stehen sie auf der Roten Liste der Gefährdeten Arten und auch in Deutschland sind sie auf der Vorwarnliste.
Dafür könnte laut Inzani eine Kombination aus reduzierten Fischbeständen in britischen Gewässern gepaart mit reichlich und leicht zugänglichen Lebensmittelabfällen in Städten verantwortlich sein. Das führt dazu, dass es sich für Möwen nicht lohnt, viel Energie für die Nahrungssuche auf dem Meer zu investieren.
Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass Möweneltern oft wieder auf mehr Fisch umsteigen, sobald ihre Küken geschlüpft sind. Das liegt möglicherweise daran, dass Meeresfrüchte mehr Nährstoffe liefern, die die Küken zum Wachsen brauchen. Die in dieser Studie festgestellten natürliche Vorlieben der Küken für Fisch könnten das bei Möweneltern beobachtete Verhalten verstärken.
„Tiere können in städtischen Gebieten leben und diese für menschliche Lebensmittelabfälle nutzen“, sagte Dr. Neeltje Boogert, die ebenfalls an der Studie beteiligt war. „Das bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass es ihnen gut geht oder dass sie dieses Futter bevorzugen, sondern dass sie das Beste aus einer schlechten Situation machen.
Die Studie wurde in der Zeitschrift PeerJ veröffentlicht: Inzani E, Kelley L, Thomas R, Boogert NJ. 2024. Early-life diet does not affect preference for fish in herring gulls (Larus argentatus). PeerJ 12:e17565 https://doi.org/10.7717/peerj.17565
Die Vorlage für das KI-generierte Titelbild stammt von Terranaut via pixabay.
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