Kim Mortega und die Nachtigall

In dieser Folgerede ich mal wieder mit einer Frau mit Traumberuf: Kim Mortega ist Biologin und beschäftigt sich beruflich mit dem vielleicht schönsten aller Vogelgesänge: mit dem der Nachtigall. Über den mussten wir natürlich reden. Wir sprechen aber über den Zauber, den dieser unscheinbare Vogel auf Menschen in vielen Kulturen wirkt und wie Kim Mortega zur Nachtigallexpertin wurde.

Hier kannst du uns zuhören:

Kim Mortega: Nachtigallenforscherin

Kim Mortegas besondere Verbindung zur Nachtigall entstand bereits in ihrer Studienzeit, als sie junge Nachtigallen für ein Forschungsprojekt zum Gesangslernen von Hand aufzog. Sie war die einzige Bezugsperson für sie und musste sie von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang alle paar Minuten füttern.

Später spielte sie ihnen den Gesang ihrer Artgenossen mit einem Kassettenrekorder vor (bitte melde dich in den Kommentaren, wenn du noch weißt oder nicht mehr weißt, was das ist). Junge Nachtigallen lernen ihren Gesang kulturell, genau wie wir Menschen das Sprechen von anderen Menschen lernen. Deshalb war es super wichtig, dass Kim Mortega als Ersatzmutter anwesend war, damit die Vögel ihren Gesang überhaupt lernen konnten.

In 2007 war sie das erste Mal in Kenia, um zu erforschen, wie die Nachtigallen in ihrem Winterquartier leben. Dort hat sie auch gehört, wie die jungen Nachtigallen anfangen, ihren Gesang zu üben. Das klingt am Anfang noch gar nicht wie der typische Nachtigallengesang mit ordentlichen, klar erkennbaren Strophen, sondern erinnert eher an ein Brabbeln.

In ihrer Forschung galt Kim Mortegas Interesse auch den Hormonen, die ebenfalls mit dem Verhalten verknüpft sind. Bei Nachtigallen hat sie sich das Melatonin angeschaut, das sowohl bei Nachtigallen als auch bei uns für den Schlaf zuständig ist. Sie hat rausgefunden, dass die Melatoninwerte von Nachtigallmännchen niedrig sind, wenn sie die ganze Nacht durchsingen. Sobald sie sich aber verpaart haben, sinken die Werte wieder auf ein normales Level und sie können endlich wieder schlafen.

Berlin, Hauptstadt der Nachtigallen

Inzwischen arbeitet Kim Mortega am Naturkunde Museum Berlin. Und das ist praktisch, denn Berlin gilt als die Hauptstadt der Nachtigallen. Dort gibt es über 3.000 Nachtigallen – und das ist wirklich viel für eine Stadt. In ganz Großbritannien leben nur noch 5.000 Nachtigallen. Dort ist in den letzten Jahren der Bestand um 90% eingebrochen.

In Deutschland geht es den Nachtigallen noch vergleichsweise gut, zumindest in den Städten, und sie werden zum Glück sogar mehr. An Berlin ist so besonders attraktiv für sie, dass es noch viele wilde Ecken gibt, die nicht bebaut sind und brach liegen. Sie leben am liebsten am Rande eines Waldes oder Gebüschs. Als Bodenbrüter finden sie es besonders toll, wenn darunter auch noch Laub liegt und es nicht zu aufgeräumt ist. Der Lärm der Großstadt stört sie dabei nicht.

So schön, so laut, so unaufgeregt grau-braun: die Nachtigall (Foto von Wal_172619)

Die Nachtigall in der Kultur

Nachtigallen haben in allen Regionen, in denen sie vorkommen, einen Einfluss auf die menschliche Kultur. Menschen haben einen Bezug zu ihr. Das liegt vor allem an ihrem auffälligen Gesang, klar. Aber auch daran, dass sie selbst eher selten zu sehen ist. So erscheint sie mystisch und geheimnisvoll.

In Europa steht dabei oft die Schönheit ihres Gesangs im Mittelpunkt. Er symbolisiert Liebe und Romantik. Das ist auch in persischen Geschichten oft so.

In Afrika hingegen hat die Nachtigall einen eher negativen Ruf. Wenn dort beispielsweise eine Nachtigall nachts vor einem Haus singt, deutet das darauf hin, dass der Mann der Frau, die in diesem Haus wohnt, wahrscheinlich fremd gegangen ist und sie Pech haben wird in der Zukunft.

Hast du auch eine Nachtigallen-Geschichte zu erzählen? Dann immer her damit! Ich freue mich, wenn du uns unten in den Kommentaren davon erzählst.


Linkliste:

Die dreiteilige Vogel-Doku „Das Geheimnis der Vögel“ findest du in der ARD-Mediathek. Kim Mortega und die Nachtigall sind Teil der ersten Folge „Hören und Sehen“.

Mehr über den Gesang der Nachtigallen erfährst du auch in meinem Buch „Die Superkräfte der Vögel“. Es erscheint am 20. September 2023. Du kannst es z.B. bei der Online-Buchhandlung Autorenwelt vorbestellen und unterstützt mich damit besonders.

Das erwähnte Interview mit Kerstin Mauersberger, der Autorin von „Das Geheimnis der Vögel“, kannst du dir hier anhören.

Hast du Themenwünsche für meinen Podcast? Sprichst du einen coole Sprache und hast Lust, mir bei Bedarf mal ein Wort oder einen Satz einzusprechen? Welches war deine Lieblingsfolge von „Vögel, aber cool!“? Oder möchtest du mir sonst etwas zum Podcast sagen? Großartig! Denn ich freue mich, von dir zu hören:

von | 30. Jun 2023 | Podcast, Vogelmenschen

aktualisiert:
7. Jul 2023

Silke Hartmann, die Vogelguckerin

Schon als Kind interessierte sich Silke Hartmann für Vögel, aber kannte lange niemanden, der diese Begeisterung teilte. Um Gleichgesinnte zu finden, ging sie ins Internet und merkte schnell, dass es vielen Menschen so geht wie ihr früher. Deshalb gibt sie jetzt ihr Vogelwissen und ihre Begeisterung in Onlinekursen, ihrem Podcast „Vögel, aber cool!“, ihrem Blog und auf Instagram weiter. Ihr erstes Buch „Die Superkräfte der Vögel“ ist als „Wissensbuch des Jahres 2024“ nominiert.

Moin, ich bin Silke,

wie schön, dass du da bist! Hier berichte ich dir Wunderbares und Wundersames über Vögel und ihre Welt. Außerdem erfährst du, wie du anfängst, sie schnell selbst zu sehen und immer besser darin wirst. Komm mit auf die Reise!

Mein neues KOSMOS-Buch: „Die Superkräfte der Vögel“

MDR-Doku: „Das Geheimnis der Vögel“

Die neuesten Beiträge:

Podcast-Jubiläum: Eure Fragen, meine Antworten
Podcast-Jubiläum: Eure Fragen, meine Antworten

"Vögel, aber cool!" wird 50 und ich hatte euch eingeladen, mit Fragen über Vögel, übers Vogelgucken und die Vogelguckerin zu schicken – und ihr seid mir zu Hilfe geeilt! Vielen Dank für all eure wunderbaren, spannenden und auch witzigen Fragen. Leider konnte ich auch...

Studie bestätigt: Möwen-Küken fressen am liebsten Fisch
Studie bestätigt: Möwen-Küken fressen am liebsten Fisch

An der Küste sind Silbermöwen der Schreck vieler Touristen und als Piratinnen der Lüfte verschrien. Sie beobachten uns Menschen und sobald wir Pommes, ein Fischbrötchen oder Eis in der Hand haben, mopsen sie es weg. Da könnte der Eindruck entstehen, dass Möwen...

Lust auf mehr? Hol dir meinen Newsletter und hebe ab in die Wunderwelt der Vögel.

Das war cool? Dann lies gleich weiter:

Beteilige dich am Gespräch:

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert