Vor einer Weile habe ich im Vogelguckerin-Club und auf Instagram gefragt, über welchen Vogel ich mal eine Podcast-Folge machen sollte. Mit großem Abstand hat der Kleiber das Rennen gemacht. Dass er eine so große Fangemeinde hat, hatte ich nicht erwartet. Nach kurzem Nachdenken ist es aber natürlich logisch, denn der Kleiber ist toll! Und bestimmt hat er nach diesem Artikel noch mehr Fans.
Unverkennbares Aussehen
Der Kleiber ist einer dieser besonders schicken Vögel. Durch sein markantes Aussehen ist er unverkennbar.
Er ist ungefähr so groß wie ein Haussperling, wirkt aber kompakter. Einen ordentlichen Hals scheint er nicht zu haben, sein Kopf ist groß und der Schnabel spitz und lang. Dazu kommen kurze Flügel und ein erstaunlich kurzer Schwanz.
Sein Gefieder ist oben blaugrau, unten warm orange-beige. Besonders auffällig ist der schwarze Augenstreif, der sich vom Schnabel bis hinter den Kopf zieht, fast wie eine Maske. Vielen meiner Kursteilnehmerinnen nennen ihn deshalb „Zorro“.
Spezielles Verhalten
Einzigartiger Kletterstil
Der Kleiber ist flink, energisch und immer in Bewegung. Er ist zwar auch mal am Boden zu entdecken, meist klettert er jedoch auf Bäumen. Er bewegt sich dabei zackig und zielstrebig. Dadurch fällt er schnell auf, auch wenn sein graues Gefieder am Rücken ihn gut tarnt.
Als einziger heimischer Vogel kann er kopfüber den Stamm hinunterklettern. Während Spechte oder Baumläufer ihren Schwanz zur Stütze benutzen und beide Füße gleichzeitig nach vorne bewegen, bewegt der Kleiber seine Füße einzeln und läuft daher am Stamm entlang.
Eigentümliche Bruthöhlenverkleidung
Kleiber sind Höhlenbrüter. Aber sie müssen sich nicht mit dem zufrieden geben, was sie vorfinden. Wenn ihnen der Eingang zu ihrer Bruthöhle zu groß ist, mauern ihn die Kleiberweibchen mit Lehm, Erde, Dung und Speichel so klein, dass sie nur noch grade so hindurchpassen. Auch innen werden Ritzen und Kanten mit Lehm verstrichen. Das macht die Höhle sicher vor Feinden, kann aber auch dazu führen, dass Nistkästen kaum noch zu öffnen sind.
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Lebensweise
Nest und Lebensraum
Der Kleiber baut keine eigenen Höhlen, sondern nutzt alte Spechthöhlen, von Fäulnis entstandene Baumhöhlen oder Nistkästen. Innen polstert er den Boden mit Spänen, Rindenstückchen, Gras, Federn oder Knospenschuppen aus.
Sein Lieblingslebensraum sind Laub- und Mischwälder mit alten Bäumen. Aber er ist flexibel und lebt auch in Parks, großen Gärten oder Alleen – überall dort, wo Höhlen oder Nistkästen verfügbar sind.
Nahrung und Vorräte
Im Herbst und Winter lebt der Kleiber vor allem von Samen, Bucheckern und Nüssen, die er aufhackt. Im Frühling und Sommer stehen Insekten, Spinnen und Larven auf dem Speiseplan. Sein Talent, kopfüber Baumstämme entlangzulaufen, verschafft ihm dabei einen Vorteil: Da er von oben in Spalten und Ritzen am Baum schauen kann, entdeckt er dabei Beute, die anderen Vögeln verborgen bleibt.
Mit seinem kräftigen, spitzen Schnabel schafft er es auch, Nüssel und andere harte Samen aufzuhacken. Er klemmt sie dafür meist in eine Astgabel ein, damit sie nicht wegspringen.
Außerdem legt er Vorräte an. Er versteckt Samen in Rindenritzen oder Astgabeln und deckt sie manchmal sogar zu. Natürlich merkt er sich erstaunlich gut, wo seine Vorräte gelagert sind.
Dauergast und Wintergäste
Kleiber bleiben das ganze Jahr als Paar in ihrem Revier. Sie sind Standvögel und ziehen nicht nach Süden. Im Winter kommen oft auch Kleiber aus nördlicheren Gebieten zu uns. Deshalb kann man sie auch im Winter beobachten – am besten am Futterhäuschen, wo sie selbstbewusst auftreten und sogar größere Vögel vertreiben. Besonders beliebt: Sonnenblumenkerne und Erdnüsse.
Stimme und Gesang
Noch bevor man ihn sieht, verrät der Kleiber sich oft durch seine Stimme. Er ist laut, ruffreudig und hat ein großes Repertoire. Es umfasst unter anderen scharfe, spitze Kontaktrufe, kräftige Warnrufe in kurzen Folgen und einen Gesang aus mehreren, lauten Strophen.
Er singt meist von einer erhöhten Sitzwarte aus. Das ist eine gute Gelegenheit, ihn zu entdecken.
Die vielen Namen des Kleibers
Viele Menschen finden offenbar, dass der Kleiber wie eine Mischung aus Specht und Meise wirkt. Ein alter Name für den Kleiber ist daher Spechtmeise. Tatsächlich gehört er aber weder zur Familie der Spechte noch zu den Meisen, sondern zur Familie der Kleiber.
Aber das mit der Meise scheint ein Ding zu sein: Im Dänischen und Norwegischen heißt er Sperlingsmeise (dänisch: spætmejse, norwegisch: spettmeis).
Sein deutscher Name stammt vom mittelhochdeutschen „kleiben“ = kleben, anheften. Das Wort Kleiber ist eine Berufsbezeichnung für einen Handwerker, der Lehmwände baut oder Wände mit Lehm verkleidet. Und das passt ja perfekt dazu, dass er Eingänge und Innenwände seiner Höhler verkleibert (siehe oben).
Auch sein niederländischer Name boomklever = Baumkleber spielt auf dieses Verhalten an.
Sein englischer Name ist Eurasian nuthatch = Eurasischer Nusshacker. Das bezieht sich auf seine Angewohnheit, Nüsse in Ritzen zu klemmen und aufzuhacken.
Auch sein schwedischer Name nötväcka heißt übersetzt auch so etwas Nussspalter/Nusshacker und spielt darauf an.
Ein Vogel für Einsteigerinnen
Der Kleiber ist perfekt für alle, die mit der Vogelbeobachtung anfangen: Er ist gut sichtbar, sein Verhalten spannend, seine Stimme markant. Deshalb ist er auch Teil meines Onlinekurses „Endlich Vögel sehen!“. Dort lernst du nicht nur den Kleiber, sondern noch ungefähr 35 weitere heimische Vogelarten kennen.
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Titelbild von sharkolot via Pixabay. Danke!
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