Es ist Kranichzugzeit in Deutschland! Tausende dieser schönen Vögel ziehen laut trompetend über uns hinweg. Kraniche stehen außerdem für Glück und Frieden. Es ist also höchste Zeit, euch diese faszinierenden Vögel ein bisschen näher vorzustellen.
Wenn du mich und die Kraniche dafür auf die Ohren haben willst: Kein Problem! Ab sofort gibt es eine neue Podcast-Folge zum Thema Kranich.
Wenn du lieber lesen möchtest, bitte hier entlang:
1. Antreten!
An den Hauptsammelplätzen an der Ostseeküste versammeln sich diese großen, wunderschönen Vögel, um sich zu stärken und von dort aus in großen Trupps zu ihren Überwinterungsgebieten in Südeuropa und Nordafrika zu fliegen. Sie ziehen in Flugkorridoren quer über Deutschland hinweg und bilden dabei V-förmige Formationen, auch Keilformation genannt. Jeder Vogel erzeugt mit seinen Flügelschlägen quasi Wellen, auf denen die nachfolgenden Vögel surfen können. So sparen sie Energie.
Der vorderste Vogel hat natürlich am meisten Arbeit, weil bei ihm der Luftwiderstand am höchsten ist und er noch keine Welle hat, auf der er surfen kann. Wenn er nicht mehr kann oder will, lässt er sich einfach zurückfallen und der nächste in der Reihe übernimmt die Führung. Manchmal rücken auch Vögel von weiter hinten vor. Mega demokratisch.
Kraniche sammeln sich aber nicht nur an der Küste. Auch im Binnenland kannst du sie an ihren Rastplätzen beobachten. Das ist ein großartiges Erlebnis. Eine Liste vieler dieser Orte findest du →hier.
2. Laut geben
Die Rufe fliegender Kraniche habt ihr bestimmt schon einmal gehört, wenn ihr das Glück habt, in einem der Zugkorridore zu wohnen. Dieses Geräusch wird durch eine sehr lange Luftröhre ermöglicht, die dem Ton einen riesigen Resonanzraum bietet. Bei schlechter Sicht durch Regen oder Nebel halten Kraniche so untereinander in der Luft Kontakt. Aber auch sonst unterhalten sie sich oft. Und das klingt dann ungefähr so:
3. Rotschopf
Der rote Fleck auf dem Kopf des Grauen Kranichs ist nicht auf gefärbte Kopffedern zurückzuführen. Es handelt sich um eine kahle, federlose Stelle am Kopf. Krass, oder?
4. Verwandtschaft
Kraniche sind nicht, wie man vielleicht meinen könnte, mit anderen Langhälsen wie Störche oder Reiher verwandt, sondern mit Rallen und Trappen. Zu den Rallen gehört das schwarze Blesshuhn (mit dem weißen Strich über dem Schnabel) und auch die Teichralle (mit dem rot-gelben Schnabel); die habt ihr vielleicht schon mal an einem See gesehen. Es ist schwer zu glauben, dass das Verwandte des anmutigen Kranichs sein sollen.
5. Absturzgefährdet
Es gibt noch eine Eigenschaft von Kranichen, die zeigt, dass sie nicht mit Störchen oder Reihern verwandt sind: Mit ihren Füßen können sie sich nicht auf Ästen halten. Und falls doch einmal ein neugieriger Kranich eine Landung auf einem Baum ausprobieren wollen sollte, würde er einfach umkippen.
6. Bestandsentspannt
Kraniche zählten in den 1970er und 1980er Jahren zu den seltensten Vögeln in Deutschland. Durch viele Schutzbemühungen hat sich der Bestand deutlich erhöhen können und sie gelten inzwischen als ungefährdet. Da die Winter immer milder werden, gibt es inzwischen auch einige Kranichfamilien, die sogar hier überwintern.
Damit die Bestände weiterhin so erfreulich hoch bleiben, sind die Kraniche darauf angewiesen, dass wir die Schutzmaßnahmen weiterführen und ihren Lebensraum nicht weiter zerstören.
7. Glücksbringer
Kraniche werden auch als Vögel des Glücks bezeichnet. Dieser Name stammt ursprünglich aus Schweden, einem Hauptbrutgebiet, wo die Rückkehr der Kraniche ein Zeichen für den nahenden Frühling war. Wenn die Kraniche heimkehren in den hohen Norden Europas, dann nähert sich auch die Zeit der Wärme, des Licht und der Fülle wieder.
liebe Silke, nun ist uns schon mehrere Male aufgefallen, dass ein Kranichtrupp, der jetzt im November eigentlich Richtung Süden unterwegs sein sollte, tatsächlich nach Norden fliegt. Warum machen die Tiere das? Es war jeweils um die Mittagszeit, also noch nicht nötig, einen Schlafplatz für die Nacht zu suchen.
Moin Annette, vielen Dank für deine Frage.
Ich kann dich beruhigen: Das sind höchstwahrscheinlich ganz normale Pendelbewegungen zwischen Futterplätzen. Da fliegen sie mal hierhin und mal dorthin und dabei auch mal von Süd nach Nord. Besonders, dass es nur ein Trupp war, spricht dafür. Auf dem Zug sind sie meist in noch größeren Gruppen, also in richtigen Ketten, unterwegs.
Viele Grüße und weiterhin viel Spaß beim Vogelgucken
Silke
Hallo liebe Silke,
was für ein toller und informativer Text !! Vielen herzlichen Dank für die Infos zu den wunderschönen Vögeln. Ich lebe in Bayern und komme gerade aus einem Kurzurlaub von der Ostsee zurück. Die Kranichrufe habe ich noch im Ohr. Deine Informationen und der Podcast kommen für mich gerade richtig 😉 Es war so wunderschön und wahnsinnig beeindruckend die Vögel zu beobachten.
Liebe Grüße
Tanja
Hallo, liebe Tanja,
vielen Dank für diese schöne Nachricht! Es freut mich sehr, wenn dich mein Kranich-Post im perfekten Moment erwischt hat und du dir was mitnehmen konntest (und wenn er dir auch „nur“ die Kranichrufe nach Bayern gebracht hat).
Herzliche Grüße zurück von einer Kranich-Bewundererin zur anderen 🙂
Silke