Was sind Limikolen? Kleine Einführung in die faszinierende Welt der Watvögel

Li-mi-ko-len – ist dir das Wort schon mal untergekommen? Fortgeschrittene Vogelfans lieben es – und verwirren damit die meisten anderen Menschen. Aber wenn du schon mal an flachen Küstengewässern unterwegs warst, hast du diese geheimnisvollen Vögel vielleicht auch schon mal selbst gesehen: elegante Wesen mit langen Beinen und dünnen Schnäbeln, mit denen sie im Boden stochern. Das sind Limikolen. Hier erfährst du, was das Besondere an ihnen ist und wie du sie am besten beobachten kannst.

Was sind Limikolen?

Limikolen sind eine Gruppe von Vögeln, die sich besonders gut an das Leben auf feuchten Böden angepasst haben. Ihr Name kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Schlammbewohner“ – was irgendwie nicht so schmeichelhaft klingt. Sie werden auch Watvögel genannt, von Vogelfans auch mal liebevoll „Limis“. Sie gehören zu den Regenpfeiferartigen.

Johanna Romberg weist in ihrem Buch „Federnlesen“ darauf hin, dass der Name „Limikole“ viel besser zu diesen eleganten Stelzenläufern passt als „Watvogel“. Letzterer klingt für sie eher nach Gummistiefeln, Limikole eher nach Balletttänzerin.

Limikolen können sehr unterschiedlich aussehen. Zu ihnen gehören so bekannte und leicht zu erkennende Arten wie der Austernfischer, der Säbelschnäbler und der Kiebitz. Viele von ihnen sehen sich aber fieserweise sehr ähnlich und sind besonders im Schlichtkleid eher schwierig zu unterscheiden. Dazu gehören zum Beispiel Alpenstrandläufer, Sanderling und Knutt oder Grünschenkel, Kampfläufer und Teichwasserläufer.

Ihnen allen gemeinsam ist, dass sie am Wasser oder zumindest in Feuchtgebieten und in der Nähe des Wassers leben. Mit ihren langen, oft dünnen Beinen und spezialisierten Schnäbeln haben sich Limikolen perfekt an ihre feuchten Lebensräume angepasst.

Auch wenn sie hier nur rumstehen und pennen, gehören die Austernfischer zu den Watvögeln.

Besonderheiten der Limikolen

Was Limikolen besonders macht, ist ihre Fähigkeit, auch in Gebieten mit wechselnden Wasserständen (wie dem Wattenmeer) Nahrung zu finden. Dafür sind sie perfekt ausgerüstet:

Beine

Die langen Beine helfen ihnen, durch Wasser und Schlamm zu waten, ohne dass dabei ihr Gefieder nass wird. In der Regel sieht man Limikolen nie schwimmen. Sie bleiben am Ufer.

Schnäbel

Je nach Art sind die Schnäbel der Limikolen verschieden geformt – manche sind ganz gerade, andere gebogen, einige recht kurz, andere sehr lang. Mit diesen Schnäbeln durchstochern sie den Schlamm, das Seichtwasser oder das Watt nach kleinen Tieren wie Würmern, Krebsen und Insektenlarven. Jeder Schnabel ist auf eine ganz bestimmte Art von Beute spezialisiert. So sind die „Limis“ zwar alle im selben Lebensraum unterwegs, vermeiden aber direkte Nahrungskonkurrenz untereinander.

Tastsinn

Wenn Limikolen so im Matsch rumstochern, ist im Boden wenig zu sehen. Dafür fühlen sie ihre Nahrung durch feine Nerven in ihrem Schnabel. Sie nehmen kleine Bewegungen im Boden wahr und die Wellen, die ein Wurm oder eine Muschel zurückwirft. So können sie selbst im Matsch und im trüben Wasser Beute finden.

Zugvögel

Viele Limikolen brüten in nördlichen Regionen wie Skandinavien oder Sibirien und fliegen im Winter in den Süden bis nach Afrika. Sie sind Langstreckenzieherinnen und legen im Jahr tausende Kilometer zurück. Das Wattenmeer und auch andere Küstengebiete sind dabei wichtige Rastplätze, an denen sie Energie tanken.

FunFact: Als mittelgroße Vögel haben Limikolen das perfekte Verhältnis zwischen von Fettreserve zu Treibstoffverbrauch. Das ermöglicht es ihnen, sehr weit zu fliegen, ohne zwischenlanden zu müssen, um Nahrung zu sich zu nehmen. Die bekannteste Fliegerin unter den Limikolen ist die Pfuhlschnepfe, die regelmäßig Langstreckenrekorde aufstellt. Sie fliegt unter anderen nonstop von ihren Brutgebieten in Alaska bis zu ihren Wintergebieten in Neuseeland.

Mittelgroß, lange Beine, langer Schnabel – der Rotschenkel ist eine 1A-Vorzeige-Limikole.

Wo und wann kannst du Limikolen beobachten?

Du kannst Limikolen das ganze Jahr entdecken. Besonders spannend wird es aber im Frühling und Herbst, denn dann befinden sie sich auf ihrem Zug in ihre Brut- oder Überwinterungsgebiete. In Deutschland eignen sich Küstenregionen wie das Wattenmeer besonders gut, aber auch Binnengewässer wie Seen und Flussauen sind gute Beobachtungsorte. Überhaupt sind Limikolen immer wieder für einen Überraschungsauftritt gut.

Hier ein paar Tipps, wie und wo du Limikolen besonders gut beobachten kannst:

  1. An der Nordsee: Das Wattenmeer ist einer der besten Orte, um Limikolen zu sehen. Bei auflaufendem Wasser kannst du sie in Strand- und Ufernähe entdecken, wie sie am Spülsaum nach Nahrung suchen. Bei Hochwasser weichen sie oft auf trockene Landbereiche aus und ruhen sich aus. Einige Küstenorte bieten auch geführte Wattwanderungen an, bei denen du mehr über diese besonderen Vogelarten und ihre Lebensweise erfahren kannst.
  2. Naturreservate und Schutzgebiete: Auch an Binnengewässern lassen sich Limikolen finden, besonders in Feuchtgebieten oder in Vogelschutzgebieten, die ein ruhiges Umfeld bieten. Bitte achte darauf, dass du die Vögel nicht störst. Sie sind auf einer langen Reise und brauchen ihre Energie. Halte dich am besten an gekennzeichnete Beobachtungsplätze oder -hütten, die in vielen Schutzgebieten zur Verfügung stehen.
  3. Ausrüstung: Normalerweise sage ich ja, dass ein Fernglas reicht, um Vögel beobachten zu können. Bei Limikolen ist aber oft auch ein Spektiv empfehlenswert, da sie dazu neigen, sich fern von Wegen im feuchten Uferbereich aufzuhalten. Da sich viele Limikolen auf den ersten Blick von Farbe und Körperform sehr ähnlich sehen, hilft ein Spektiv dir dabei, die Unterschiede besser erkennen zu können.

Warum du Limikolen beobachten solltest

Limikolen sind ziemlich coole Vögel, die sich perfekt an das Leben mit nassen Füßen angepasst haben. Es lohnt sich, sie näher kennenzulernen und immer wieder zu beobachen. Sei nicht enttäuscht, wenn du sie nicht sofort sicher bestimmen kannst. Das ist ganz normal, gib dir Zeit. Aber langweilig wird mit den Limis trotzdem nicht. Bei ihnen ist immer Action und auf ihren langen Beinen tänzeln viele von ihnen elegant wie Balletttänzerinnen. Sie sind vielleicht nicht so leicht zugänglich wie die Gartenvögel an deinem Futterhäuschen, aber dafür umso geheimnisvoller.

Wie ist das bei dir? Kennst du Limikolen schon und magst du sie?

von | 20. Nov 2024 | Vogelwissen

aktualisiert:
20. Nov 2024

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Schon als Kind interessierte sich Silke Hartmann für Vögel, aber kannte lange niemanden, der diese Begeisterung teilte. Um Gleichgesinnte zu finden, ging sie ins Internet und merkte schnell, dass es vielen Menschen so geht wie ihr früher. Deshalb gibt sie jetzt ihr Vogelwissen und ihre Begeisterung in Onlinekursen, ihrem Podcast „Vögel, aber cool!“, ihrem Blog und auf Instagram weiter. Ihr erstes Buch „Die Superkräfte der Vögel“ ist als „Wissensbuch des Jahres 2024“ nominiert.

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