Ich bekomme immer wieder aufgeregte Nachrichten von Menschen, die besorgt sind: in ihrem Garten sind plötzlich keine Vögel mehr. Vielleicht waren die Menschen kurz im Urlaub oder auch nicht, aber Tatsache ist: Die Vögel sind alle verschwunden. Und die wenigen, die doch zu entdecken sind, sehen ganz krank aus.
Ob der griesgrämige Nachbar da seine Finger im Spiel hat? Wurden sie vergiftet? Vielleicht hat die Katze sie alle aufgefressen? Oder sie sind der Hitze anheim gefallen? Ist die Apokalypse schon da? Oder zumindest die Klimakatastrophe?
Die Antwort auf die letzte Frage ist leider ja, aber bei allem anderen kann ich euch grundsätzlich beruhigen: Es ist ganz normal, dass die Gärten, Felder und Parks im Sommer ruhiger und die Vögel nicht mehr so sichtbar sind.
Das hat verschiedene Gründe:
Ende der Brutzeit
Ein wichtiger Grund für diese Veränderung ist, dass die Vögel nicht mehr singen und uns deshalb nicht mehr so auffallen, wie noch vor ein paar Wochen. Diese Stille ist jetzt wieder ungewohnt.
Richtig laut singen die meisten Vogelarten bei uns hauptsächlich im Frühling, in der Brutzeit. Sie markieren mit dem Gesang ihr Revier und die Vogelmännchen preisen sich den Weibchen an.
Und auch wenn sich die Partner*innen gefunden haben, ist noch einiges los. Wenn die Eltern füttern, sehen wir sie umherflitzen und hören vielleicht die Jungen piepsen. Später sehen wir sie als Ästlinge durch die Gegend hopsen.
Aber auch diese Zeit ist jetzt wieder vorbei. Die meisten Vogelbabies sind schon groß, das Vogelleben ist ein bisschen ruhiger geworden. Die Reviere müssen nicht mehr gehalten und verteidigt werden. Einige Vögel haben unseren Garten daher tatsächlich verlassen und streifen umher.
Die, die noch da sind, sind schwieriger zu sehen, weil sie sich gut zwischen den Blättern an Bäumen und Sträuchern verstecken können – ganz anders als im Winter.
Mauser
Auch ist jetzt bei vielen Arten Mauserzeit, das heißt, die Vögel wechseln ihr Gefieder. Die alten, strapazierten Federn fallen aus und neue wachsen nach. In dieser Zeit sehen Vögel daher oft etwas gerupft und zerstrubbelt aus. Und vor allem sind sie nicht mehr so wendig und schnell, wie sie sonst sind. Und das ist natürlich gefährlich, wenn ein Feind kommt. Manche werden sogar ganz flugunfähig. Deshalb halten sich mausernde Vögel versteckt und fallen so wenig wie möglich auf.
Beginnender Vogelzug
Ein weiterer Grund für die Stille um uns herum: Der Vogelzug hat wieder begonnen. Am offensichtlichsten sind vielleicht die fehlenden Mauersegler, die an vielen Orten in den letzten Monaten den Himmel regiert haben. Sie sind schon wieder abgeflogen und haben eine große Lücke am Himmel (und in unseren Herzen 😉 ) hinterlassen.
Nahrungsangebot
Aber auch andere Vögel machen sich bereit für ihren Zug, darunter auch viele vertraute Gartenvögel. Sie sind jetzt nicht mehr auf Insekten angewiesen, sondern futtern sich mit Beeren und anderem Obst Fettreserven für den Zug an. Oder genießen einfach das süße Angebot.
Auch für Körnerfresser wie Finken ist der Tisch auf den Feldern rund um die Siedlungen jetzt reich gedeckt. Sie sind schon wieder in größeren Trupps unterwegs und futtern die Reste, die nach der Ernte auf den Feldern liegt. Sie kommen erst in der Kälte des Winters wieder näher zu uns in die Städte und Dörfer.
Am Kommen und Gehen der Vögel kann man also schön die Kreisläufe der Natur beobachten. Auch diese stille Zeit geht bald wieder vorbei, wenn der Vogelzug Fahrt aufnimmt und die fallenden Blätter den Blick auf die Vögel freigeben. Also genieße das Hier und Jetzt und die gesteigerte Herausforderung beim Vogelgucken.
Möchtest du den Vogelzug ab sofort besonders intensiv erleben? Komm zum Workshop „Vogelzug – und was hab ich davon?“.
Hallo,
wir hatten 7 Jahre eine Amsel im Garten, die auch bis ins Wohnzimmer kam und ihre Rosinen gefressen hat,
aber seit mein Mann im Januar verstorben ist, kommt die Amsel nicht mehr. Ich weiß nicht wie das kommt?
Aber auch andere Amseln kommen nicht mehr zu uns in den Garten.
wischblatt@yahoo.de
Spatzen sind eigentlich immer hörbar und sichtbar. Grade am Ende und nach der Brutzeit geht das gemeinsame Sozialleben wieder los. In Berlin ist das an vielen Orten aber leider nicht der Fall. Der Bestand nimmt derzeit rapide ab. Rattengift z.B. ist tatsächlich eine ernste Gefahr für die Vögel.
Da Haussperlinge standorttreue Gebäudebrüter sind, die in gemeinsamen Verbunden genannt Kolonien leben, wäre es sehr verwunderlich wenn sie plötzlich auseinandergehen und ihr angestammtes Gebiet verlassen würden.
Wir beobachten Rodungen der Habitate, die die Sperlinge, verstört zurücklassen. Rattengift Auslegung, die die Vögel verenden lassen. Und nicht zuletzt Glasfassaden, die die Vögel irritieren und verletzen. Ebenso Bauherren, die Strukturen abreißen mitsamt den Brutplätzen.
Die genannte Stille, das fehlende Zschirpen in den Städten, scheint somit keine normale Erscheinung.
1. Februar 2023
In unserem Garten sitzt im Strauch eine Amsel mit schwarzem Schnabel.
Was kann ich erfahren ?
Schau doch mal bei meinem Beitrag über die Amsel vorbei. Da findest du des Rätsels Lösung.