Was ist der Unterschied zwischen Gänsen und Enten?

Die Frage klingt vielleicht erstmal banal, ist sie aber gar nicht: Wie unterscheiden wir Gänse von Enten? Gänse und Enten haben tatsächlich viele Gemeinsamkeiten: Sie teilen sich den Lebensraum, kommen oft zusammen vor und sehen sich ziemlich ähnlich. Aber doch gibt es da Unterschiede. Oft haben wir im Gefühl, zu welcher Gruppe der Wasservogel, den wir sehen, gehört. Diesem Gefühl helfe ich jetzt mit knallharter Wissenschaft auf die Sprünge:

Systematische Einordnung

Gänse und das, was wir landläufig so Enten nennen, sind beides Unterfamilien der Entenvögel. Gänse und Enten sind also Entenvögel. Eine Unterfamilie „Enten“ gibt es aber nicht, sie heißt Anatinae. Zu den Anatinae gehören zum Beispiel Tauchenten und Gründelenten. Der einfachheithalber spreche ich im Folgenden von Enten, wenn ich diese Unterfamilie meine.

Unterschiede beim Aussehen

Es gibt ein paar äußerliche Hinweise, mit denen du entscheiden kannst, was du da grade vor dir hast:

Gänse sind häufig größer als Enten und haben im Verhältnis einen längeren Hals.

Enten haben meist einen ausgeprägten Sexualdimorphismus, das heißt bei ihnen sehen Männchen und Weibchen unterschiedlich aus. Das gibt es bei Gänsen nicht: Bei ihnen haben Weibchen und Männchen das gleiche Gefieder.

Besonders in der Balzzeit haben Stockenten einen ausgeprägten Sexualdimorphismus: links ein Männchen im Prachtkleid, rechts ein Weibchen.

Unterschiedliches Verhalten

Eng verbunden mit den Unterschieden im Aussehen ist auch ihr unterschiedliches Sexualverhalten:

Gänse ziehen ihre Jungen in der Regel gemeinsam als Paar auf und gehen langfristige Bindungen ein. Sie sind überhaupt sehr gesellig.

Entenmännchen, also Erpel, bemühen sich jedes Jahr wieder neu um eine Partnerin und helfen nicht bei der Aufzucht der Jungen. Erpel haben ein auffälliges Prachtkleid, um zur Paarungszeit auf sich aufmerksam zu machen. Viele männliche Enten haben einen Penis, Ganter (=männliche Gänse) nicht.

Auch die Ernährung von Gänse und Enten ist unterschiedlich: Gänse sind Veganerinnen und suchen ihre pflanzliche Nahrung meist an Land. Die meisten Enten sind Allesfresser und suchen sich ihre Nahrung im Wasser.

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Sonderfall Halbgänse

Es gibt auch sogenannte Halbgänse. Sie bilden eine eigene Unterfamilie innerhalb der Entenvögel und haben sowohl Eigenschaften von typischen Enten als auch von Gänsen.

Zu den Halbgänsen zählt bei uns zum Beispiel die Brandgans, die auch Brandente genannt wird. Sie lebt an den Küsten der Nord- und Ostsee und entlang der großen Flüsse Rhein, Elbe und Oder bis weit ins Binnenland. Sie frisst Muscheln wie eine Ente, hat aber keinen Geschlechtsdimorphismus und geht langfristige Partnerschaften ein wie die Gänse.

Weitere Halbgänse, die bei uns vorkommen, sind zum Beispiel die Nilgans und die Rostgans.

Brandgänse gehören zu den Halbgänsen.

Und was ist mit Schwänen?

Früher habe ich mich gefragt, wozu Schwäne eigentlich gehören. Bilden sie eine eigene Unterfamilie innerhalb der Entenvögel? Oder sind sie was eigenes? Heute weiß ich: Es ist viel profaner. Schwänen wie unser weißer Höckerschwan oder der schwarze Trauerschwan gehören zu den Gänsen. Wenn du genau hinschaust, erkennst du die Gemeinsamkeiten.

So schön, so besonders? Höckerschwäne gehören (ganz profan) zu den Gänsen.

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Auf dem Bild ganz oben ist die Zwergkanadagans „Candy“ mit Stockentenerpeln im Schlichtkleid zu sehen. Candy lebte viele Jahre am Göttinger Kiessee. Er begleitete – ganz gänse-like – Stockentenweibchen bei der Aufzucht des Nachwuchses und verteidigte seine Adoptivkinder vehement.

Zwergkanadagänse sind eine Gänseart aus der Familie der Entenvögel, die erst seit 2004 als eigenständige Art anerkannt sind. Vorher wurden sie den Kanadagänsen zugerechnet, haben aber unter anderem einen viel kürzeren Hals, der dadurch ziemlich entenhaft wirkt.

von | 1. Aug 2024 | Vogelwissen

aktualisiert:
3. Okt 2024

Silke Hartmann, die Vogelguckerin

Schon als Kind interessierte sich Silke Hartmann für Vögel, aber kannte lange niemanden, der diese Begeisterung teilte. Um Gleichgesinnte zu finden, ging sie ins Internet und merkte schnell, dass es vielen Menschen so geht wie ihr früher. Deshalb gibt sie jetzt ihr Vogelwissen und ihre Begeisterung in Onlinekursen, ihrem Podcast „Vögel, aber cool!“, ihrem Blog und auf Instagram weiter. Ihr erstes Buch „Die Superkräfte der Vögel“ ist als „Wissensbuch des Jahres 2024“ nominiert.

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2 Kommentare

  1. Tatsächlich habe ich mir erst in Schweden, wo ich zum ersten Mal so viele Brandgänse gesehen habe, Gedanken gemacht. Denn plötzlich las ich einmal von Brandenten und auch von Brandgänsen. Manche haben beides als Name an. Das war wirklich verwirrend. 😊 denn eigentlich „kannte“ (hust) ich die Unterschiede Gans und Ente ☺️ (Vielleicht war das auch ein Grund zu fragen, woher Du Deine Infos bekommst)
    Danke Dir jedenfalls
    Liebe Grüße
    Nina

    Antworten
    • Hihi, ja, die Halbgänse können manchmal auch verwirrend sein. Wie schön, dass wir das hier aufklären konnten 😊
      Liebe Grüße zurück! 🪿

      Antworten

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