Im dritten Jahr ist ein Monatsrückblick Mai auf diesem Blog schon fast gute alte Tradition und er macht mir immer großen Spaß – besonders wenn ich ihn selbst später noch mal lese. In diesem Jahr habe ich gehadert, ob ich ihn überhaupt schreibe, denn: Zwei sehr coole, fest eingeplante Vogel-Events sind in diesem Monat kurzfristig ausgefallen. Was hab ich denn jetzt überhaupt zu erzählen? Aber auch das gehört zum Leben, zu meinem Leben dazu. Beim Schreiben habe ich gemerkt, dass mein Mai trotzdem reich an schönen Vogelbegegnungen war.
Mein Birdrace 2025
Der erste Samstag im Mai gehört den Vögeln. Vogelfans in ganz Deutschland düsen einen ganzen Tag lang durch die Gegend und sehen so viele Vogelarten wie möglich. Auch ich war natürlich wieder mit meinem virtuellen Team „Las Divas Spektivas“ unterwegs, zum zweiten Mal in der neuen Heimat.
Die Route habe ich im Vergleich zu 2024 weiter optimiert und neue tolle Vogelgebiete, die ich inzwischen kennengelernt habe, eingebaut. Zu diesem neuen Heimatgefühlt gehört auch, dass ich unterwegs andere Birdracer getroffen habe, die ich bereits kannte. Über diese schönen, entspannten, konkurrenzlosen Begegnungen habe ich mich sehr gefreut. Das kenne ich von dem Ort, wo ich vorher gewohnt habe, auch anders.
Beim Birdrace geht es mir um die Momente, darum, einen ganzen Tag den Vögeln zu widmen. Ich bin dabei nicht wirklich ehrgeizig, aber trotzdem hat es mich sehr gefreut, dass ich in diesem Jahr zum ersten Mal die magische Grenze von 100 Arten geknackt habe. Ich kann berichten: Es wird leichter, je besser man sich in einem Gebiet auskennt. Und wenn das Wetter und die eigene Gesundheit mitspielen.
Meine Vogel-Highlights waren
- ein Bergfink, der gleich morgens aus einem kleinen Wäldchen gesungen hat (echt, Lieblingsvogel, ey!),
- zwei Seeadler, die lange über mir kreisten,
- die vier Mauersegler, die mir dabei durchs Bild flogen,
- der Gartenrotschwanz, der genau dort sang, wo er sein sollte
- der Gelbspötter, der mich überraschte
- der Mittelspecht, der auf Kommando genau dort auftauchte, wo ich ihn eine Woche zuvor entdeckt hatte,
- die Löffler, die ganz stilvoll die 100. Art auf meiner Tagesliste waren,
- der Eisvogel, den ich nur entdeckte, weil ich entspannt und ausdauernd war.
Besonders gefreut hat mich, dass mehrere Mitglieder des Vogelguckerin-Clubs sich zusammenschlossen haben und als „Die kleinen Hartmännchen“ zum ersten Mal beim Birdrace mit dabei waren. Ich bin schwer beeindruckt, wie viele tolle Vögel sie entdeckt haben und bin gespannt, was sie mir heute Abend beim Clubtreffen von ihren Erfahrungen erzählen.
Insgesamt ist das Birdrace als nationales Event in diesem Jahr etwas an mir vorbeigerauscht. Nach intensiven Monaten und frisch heimgekehrt von der ersten Vogelguckerin-Reise war ich Anfang des Monats wohl einfach durch. Im Team hatten wir, anders als sonst, vorab keinen Live Call und zwei meiner Mit-Diven, mit denen ich mich gerne austausche, konnten in diesem Jahr nicht mit dabei sein. Schade fand ich auch, dass der Veranstalter, der Dachverband Deutscher Avifaunisten, es versäumt hat, Momentum über Instagram aufzubauen und dort Verbindung für die Birdracer zu schaffen. Nächstes Jahr will ich etwas ändern, damit der Zauber der Gemeinschaft wieder Funken schlägt.



Hier kannst du von einigen meiner bisherigen Birdraces lesen:
Morgendliches Vogelzählen
„Was hat mich denn da geritten?“ fragte ich mich, als ich an einem Donnerstag um 3:45 Uhr im Halbdunkeln mit der Zahnbürste in der Hand vor dem Spiegel stand. Um 4:15 (!!!) war ich mit dem Nationalpark-Ranger verabredet, um Vögel zu erfassen. Als ich die Wohnung verließ, war ich zum Glück nur noch halb so müde, dafür doppelt so vorfreudig.
Praktischerweise nutzen wir für die meisten Strecken der Erfassung ein Auto, denn es war wirklich usselig kalt. Aber wunderschön! Die Sonne ging auf, die Fitisse brüllten uns in die Ohren, die Kuckucke riefen und die Rohrsänger gaben ihr Bestes, uns zu beeindrucken (natürlich sangen sie nicht wirklich für UNS, aber beeindruckt waren wir trotzdem). Ganz am Ende unserer Tour entdeckten wir dann doch noch die erhofften Blaukehlchen, garniert mit drei Misteldrosseln und dem unermüdlichen Gesang einer Feldlerche.
Als ich wieder nach Hause kam, hatte der heimische Wecker grade erst geklingelt und ich konnte mich unauffällig und etwas müde in meinen normalen Alltag einfädeln. Das erste Abenteuer lag schon hinter mir. Was für ein grandioser Start in den Tag!

Vermisste Gelegenheiten
Mein geplanter Ausflug nach Helgoland fiel dem Wind und den Wellen zum Opfer und die Schiffe fielen aus. Auch meinen spontan anberaumten Ersatztermin trat ich nicht an, weil mich die Windvorhersage schreckte. Na ja, vielleicht schaffe ich es im Herbst noch einmal, rüber zu fahren. Helgoland ist für mich als Küstenbewohnerin ja nicht mehr aus der Welt. [Hier erzähle ich, warum Helgoland bei Vogelfans so beliebt ist]
Mein Mai-Ausflug sollte in diesem Jahr an den Schaalsee an der Grenze von Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein gehen. Alles gebucht, alles geplant, lange drauf gefreut (ich hatte berechtigte Hoffnung auf Nachtigallen, Zwergschnäpper, Pirole und endlich Nandus), aber am Abend vorher musste ich aus gesundheitlichen Gründen absagen. Große Enttäuschung!
Jetzt also zur Abwechslung mal ein Jahr ohne Basstölpel, Trottellummen und Nachtigallen auf der Jahresliste. So ist das halt manchmal.
Auch die Austernfischer scheinen in diesem Jahr nicht bei uns auf dem Dach gebrütet zu haben. Ehrlich gesagt, ist das wohl auch besser so, denn das Dach ist locker mal 12 Meter hoch und ein Sprung aus dieser Höhe für die jungen Austernfischer extrem gefährlich. Und selbst wenn sie den überleben, liegen noch eine befahrene Straße und ein stark frequentierter Radweg, auf dem rasende Irre unterwegs sind, zwischen hier und dem Meer. Bei aller Vernunft habe ich die trillernden Rufen direkt über mir sehr vermisst. Es war letztes Jahr doch zu schön!
Was in diesem Monat sonst noch los war
Neue Pläne
Nach trubeligen Monaten habe ich mir im Mai ganz bewusst eine Auszeit genommen und mir keine Termine, Kurse oder Calls eingeplant. Ganz schnell habe ich gemerkt, wie gut mir das tat und wie nötig es war. Als es im Außen und auch in meinem Inneren ruhiger wurde, war auch plötzlich wieder Platz für neue Ideen und Pläne. Den ersten, den ich davon umsetze, ist der Rabenvogel-Kurs. Hier erfährst du, warum der sehr cool wird!
Moorbahnfahrt
Im Mai hatten wir eine ganze Weile Besuch und dem musste ja was geboten werden. Also fuhren wir zum Ahlenmoor, dem größte Wiedervernässungsprojekt einer Agrarfläche in Europa, und machten eine zweistündige Moorbahnfahrt. Die war erstaunlich kurzweilig und entspannt, weil es so schön war, auf die Wollgrasbestandenen Flächen zu schauen. Außerdem sah ich einen Kranich richtig nah und freute mich über die vielen Fitisse, die aus den Birken am Weg sangen.

Verbindung
An Ostern hatte ich auf Instagram geteilt, dass ich ein Buch über die Vögel Ölands geschenkt bekommen habe. Daraufhin schrieb mir eine Followerin aus unserem Ort, dass sie noch ein anderes Buch darüber habe, das ich mir gerne abholen könne. Das tat ich im Mai, und verbrachte eine schöne Stunde voller guter Vogelgeschichten auf einem bequemen Sessel in der Nachbarschaft. Es ist so schön, wenn das Digitale auch auf diese Art ins reale Leben ausstrahlt.
Überraschungsgast
Am Himmelfahrtsmorgen tauchte in unserer Bucht ein junger Sterntaucher auf. Das ist grundsätzlich keine mega Seltenheit hier oben an der Küste – im Mai dann aber doch. Und so wagte ich mich ins Vatertagsgetümmel und erlebte männliche Mitglieder unsere Spezies mal wieder von ihrer nervigsten Seite. Der fotogene Sterntaucher und die netten Gespräche mit anderen lokalen Ornis entschädigten mich aber für all die Pisser und die Schlager, die ich dafür ertragen musste.

Waldwanderung
Am letzten Tag des Monats machte ich mal wieder einen Tagesausflug in meinen Lieblingswald. Hier war es, wenig überraschend, so viel ruhiger, als noch vor einem Monat und kein einziger Fitis war mehr zu hören. Dafür rief ein Kolkrabe und eine Hohltaube und ich konnte lange drei Sumpfmeisen beim Baden in einer Pfütze beobachten. Später hatte ich noch eine Begegnung mit einem Schwarzspecht, der genauso überrascht über mich war, wie ich darüber, ihm so nah zu sein.
Es ist schön, dass mir dieser Wald und seine Bewohnenden inzwischen so vertraut geworden sind und ich weiß, wer mich hier erwartet. So fühlt sich wohl Heimat an. Ich komme langsam aber sicher hier oben an der Küste an.

Wie war denn dein Highlight im Mai? Erzähl mir gerne davon in den Kommentaren ⬇️⬇️⬇️[Hier ist der Schnellsprung dorthin]
0 Kommentare