Orte, an denen ich gewohnt habe, im Birding-Ranking

In meinem Leben habe ich bisher in sechs verschiedenen Städten in zwei Ländern und vier Bundesländern gelebt. Diese Orte haben mich und mein Leben geprägt. Und in all diesen Städten bin ich mehr oder weniger intensiv Vogelgucken gegangen.

Vor knapp einem Jahr bin ich zum ersten Mal in meinem Leben selbstbestimmt umgezogen, ohne dass mich meine Studienfächer, ein Job oder ein Lebenspartner in eine Stadt gelockt hätten. Hier ist alles anders als an den Orten, in denen ich vorher gelebt habe. Der Neuanfang ist daher auch immer wieder Gelegenheit zum Vergleich. Die Blogparade von Angelika Klein „In diesen Städten habe ich schon mal gewohnt“ kam mir daher gerade recht und ich freue mich, euch auf diese kleine Reise durch Europa und meine Vergangenheit mitzunehmen. Vielleicht ist ja ein Ausflugstipp für dich dabei?

Meine Lebensstationen bisher in chronologischer Reihenfolge:

  • Korbach
  • Bremen
  • Dublin
  • Bremen
  • Stuttgart
  • Göttingen
  • Cuxland

Meine Wohnorte im Birding-Ranking:

  1. Cuxland
  2. Korbach/Waldecker Land
  3. Göttingen
  4. Bremen
  5. Dublin
  6. Stuttgart

Meine Heimat: das Waldecker Land

Ich stamme aus Korbach, einer stolzen Kreis- und Hansestadt im Fürstentum Waldeck in Nordhessen. Wir Waldeckerinnen und Waldecker sind schon ein spezielles Völkchen mit eigener Hymne und einer ordentlichen Prise Lokalpatriotismus. Dass das noch immer so ist, liegt vielleicht auch daran, dass es nur ganz oben im Norden eine Autobahnausfahrt gibt und die nationale Infrastruktur ansonsten einen weiten Bogen um unser Fürstentum macht. Dafür gibt es viele Wälder, Seen, Landwirtschaft und den Nationalpark Kellerwald-Edersee mit einem der letzten Urwälder Deutschlands. Das Waldecker Land ist also eine wunderschöne Urlaubsregion im Herzen Deutschlands und eine gute und solide Heimat.

Birding-Ranking: Platz 2 für das Waldecker Land

Korbacher*innen werden auch Feldhühnerchen (= Rebhühner) genannt. Vögel sind also mit der Kultur und der Geschichte meiner Heimat eng verbunden. Rebhühner waren auf den Feldern um die Stadt mal sehr, sehr zahlreich. Inzwischen gibt es dort keine mehr, denn auch in diese autobahnferne Region Deutschlands hat die industrialisierte Landwirtschaft mit all ihren Schattenseiten Einzug gehalten.

Und doch gibt es in Waldeck viele Seen, an denen es neben jeder Menge Enten und Taucher sogar Seeadler gibt. Rotmilane gehören im Sommer zum avifaunistischen Alltag und Weißstörche stolzieren über die Äcker und Wiesen. Schwarzspechte rufen aus den alten Wäldern und Forsten und zu Zugzeiten wartet auch mal ein ganzer Baum voller Bluthänflinge am Wegesrand. Mein Lieblingsspot zum Vogelgucken ist neben dem Garten meiner Mutter die Beobachtungshütte am Vorstau des Twistesees bei Bad Arolsen. Auch der Nationalpark Kellerwald-Edersee bietet tolle Möglichkeiten und hält immer wieder Überraschungen bereit.

Bremen, my love

Von Korbach aus führte mich der Weg in die wunderschöne Hansestadt Bremen im Norden der Republik. Das passte sehr gut, bin ich doch gebürtige Hanseatin und im Herzen schon immer ein Nordlicht. Das schicke Bremer Understatement gefiel mir gut und obwohl Bremen eine waschechte Großstadt ist, fühlt es sich nie so an. Ich verbrachte hier glückliche, freie Jahre, in denen ich mich ausprobierte, engagierte und viel lernte.

Birding-Ranking: Platz 4 für Bremen

In meinem Herzen wird Bremen wohl für immer auf Platz 1 sein, aber in diesem Vogelgucken-Ranking ist die Hansestadt etwas abgeschlagen. Es liegt jedoch wahrscheinlich nicht an Bremen, sondern an mir, dass ich dort eher wenige Vögel gesehen habe. Lachmöwen watscheln durch die Fußgängerzone und Blesshühner brüten direkt in der Innenstadt. Inzwischen weiß ich, dass der Bürgerpark, die Weserufer und der Bremer Wall weitere gute Spots sind, um direkt in der Stadt Vögel zu entdecken. Ich hatte zu meiner Zeit dort jedoch meistens Augen für anderes.

Dublin und umzu

Für ein Auslandsjahr ging ich in die Nähe von Dublin, Irland. Dort wohnte ich mit sechs Irinnen und Iren in einem Haus, engagierte mich in einer neuen Gemeinde, stürzte mich nebenbei in mein spannendes Studium und fühlte mich sehr wohl. Der irische Humor passte sehr gut zu meinem und durch meine Mitbewohner*innen und die Menschen in meiner Gemeinde war ich lokal gut eingebunden. Nebenbei reiste ich viel und lernte die Insel gut kennen.

Nach knapp einem Jahr kehrte ich zurück nach Bremen, aber hatte große Probleme, mich wieder einzuleben. Deshalb ging ich noch einmal für ein längeres Praktikum nach Irland zurück und nahm langsam Abschied von der Insel. Danach klappte es auch wieder mit Deutschland und dem Studium, das ich in Bremen beendete.

Birding-Ranking: Platz 5 für Dublin

Als ich in Dublin lebte, hatte der Bau-Boom grade Fahrt aufgenommen und der keltische Tiger schwang sich zu wirtschaftlichen Höhen auf. Trotzdem gab es noch genügend unaufgeräumte Ecken, in denen sich Vögel wohlfühlen. Da Dublin direkt am Meer liegt, kann man von den Ufermolen mancher Stadtviertel gut Seevögel beobachten. Auch habe ich hier damals zum ersten Mal bewusst Eiderenten gesehen und war sofort hin und weg. Das vergesse ich Dublin nie.

Es gibt jedoch nur wenige öffentlich zugängliche Wege durch die „Natur“ zum Wandern oder Spazieren. Coole Vogelgebiete sind so oft schwer zugänglich. Das ist mega unpraktisch und ein echter Abtörner beim Vogelgucken.

Stuttgart

Naiv wie ich war, dachte ich, ich könne doch offenbar überall glücklich werden und es sei doch eigentlich egal, wo ich wohne. So zog ich nach meinem Studium, der Liebe wegen, in den Großraum Stuttgart. Auf die großen kulturellen Unterschieden innerhalb von Deutschland war ich nicht vorbereitet. Mir war vorher nicht klar, wie unterschiedlich deutsche Mentalitäten sind. Auch brandmarkte meine Sprache mich im eigenen Land als fremd, als „nei g’schmeckt“ und ich wurde immer wieder gefragt, wann ich dorthin zurückgehe, wo ich herkomme. So dauerte es eine Weile, bis ich Menschen gefunden hatte, mit denen ich befreundet sein konnte, und ich mich endlich angekommen fühlte. Was mir trotz Neckar-Nähe immer fehlte war Wasser. So ein gezähmter, industrialisierter Fluss ist nicht dasselbe wie ein natürlicher See, in den ich einfach reinhüpfen könnte.

Birding-Ranking: Platz 6 für Stuttgart

Stuttgart selbst war mir meist zu eng und zu voll. Deshalb war ich selten dort, sondern erkundete andere Gebiete, ging wandern auf der Schwäbischen Alp oder im Kraichgau. Ein guter Spot, um Vögel zu beobachten, ist der Max-Eyth-See am frühen Morgen, wenn es noch nicht zu voll ist. Dort entdeckte ich Buntspechte und jede Menge Singvögel. Auch sehr cool und eine echte Sensation sind natürlich die Gelbkopfamazonen in Bad Cannstatt. Aber da hören meine Birding-Erfahrungen in Stuttgart auch schon fast auf.

Kommst du aus der Gegend und hast noch mehr gute Tipps zum Vogelgucken? Schreib sie gerne in die Kommentare!

Göttingen

Als ich mich im Schwabenländle endlich eingelebt hatte, traf ich meinen zukünftigen Chef, der mich nach Göttingen weg-headhunterte. Gleich am ersten Arbeitstag dort traf ich auf einen Urgöttinger Kollegen, der mich mit einem lockeren Spruch von der Seite anraunzte und den ich einfach zurück anraunzte. Das fand er lustig und ich auch. Erst da merkte ich, wie sehr ich versucht hatte, mich im Ländle anzupassen.

Obwohl Göttingen eigentlich nur als Übergangsstation gedacht war, blieb ich hier zwölf Jahre – mit einer einjährigen Unterbrechung, weil ich auf Weltreise war. Göttingen war die Kulisse für viele einschneidende Ereignisse und Veränderungen in meinem Leben und Göttingen war immer okay. Gute Größe, nette Menschen, praktische Lage zwischen Harz, Solling und Nordhessen und vor allem: viele Gelegenheiten, um Vögel zu entdecken.

Birding Ranking: Platz 3 für Göttingen

Es ist erstaunlich, welche verblüffenden Sichtungen immer wieder in Göttingen gemacht werden. Meine Theorie ist, dass das weniger an Göttingen selbst liegt, sondern an den vielen Ornis, die dort unterwegs sind. All die interessierten Augen entdecken all die spannenden Vögel, die es wahrscheinlich auch in vielen anderen Regionen gibt. Ein Rosenstar, eine neue Hybridente oder eingeflogene Rotfußfalken werden hier eher gesichtet als anderswo.

Es gibt aber auch wirklich schöne und lohnenswerte Orte rund um Göttingen zum Vogelgucken. Die elf besten habe ich hier bereits zusammengestellt.

Der Gänseliesl-Brunnen vor dem Alten Rathaus ist eins der Wahrzeichen Göttingens. Kein Wunder, dass es hier so viele Ornis gibt.

Cuxland

Göttingen ist wirklich okay, aber okay reicht nicht für ein ganzes Leben. Und so entschieden wir im letzten Jahr zum ersten Mal wirklich selbst und frei, wo wir leben wollten: am Meer. Und so zogen wir ins Cuxland an die Nordsee.

Das Leben hier ist ganz anders für uns. Es gibt eine andere Lebensgeschwindigkeit und wir merken, dass wir hier einen Unterschied machen. Und vor allem bin ich noch mehr draußen unterwegs.

Mehr zu unserer Standortwahl kannst du in meinem Beitrag „Warum ausgerechnet Cuxhaven?“ erfahren.

Birding-Ranking: Platz 1 für das Cuxland

Ein Grund, warum uns die Entscheidung für das Cuxland so leicht gefallen ist, war die Vogelvielfalt hier. Es gibt hier natürlich das Wattenmeer direkt vor unseren Fenstern, ein einzigartiger Lebensraum, der jeden Tag anders ist. Ziemlich einzigartig an der deutschen Küste ist auch die Kombination aus Wald, Heide, Flussauen, Wiesen und Feldern. Auf kleiner Fläche sind hier verschiedene Lebensräume vereint. Kein Wunder also, dass Teams aus dem Landkreis Cuxhaven beim alljährlichem Birdrace im nationalen Vergleich immer wieder ganz vorne sind.

Ich mag an meinem neuen Zuhause besonders, dass ich morgens im Bett schon die Weißwangengänse, Lachmöwen und Austernfischer über dem Haus rufen höre und den Wandel der Jahreszeiten so intensiv erlebe. Meine Vogelliste mit den Sichtungen der ersten Monate findest du hier.

In Cuxhaven haben sie dem Vogelzug ein Denkmal gesetzt.

Wie ist es dort, wo du herkommst? Welche Region kannst du fürs Vogelgucken empfehlen? Erzähl gerne unten in den Kommentaren davon.

von | 31. Aug 2024 | Expeditionen

aktualisiert:
2. Sep 2024

Silke Hartmann, die Vogelguckerin

Schon als Kind interessierte sich Silke Hartmann für Vögel, aber kannte lange niemanden, der diese Begeisterung teilte. Um Gleichgesinnte zu finden, ging sie ins Internet und merkte schnell, dass es vielen Menschen so geht wie ihr früher. Deshalb gibt sie jetzt ihr Vogelwissen und ihre Begeisterung in Onlinekursen, ihrem Podcast „Vögel, aber cool!“, ihrem Blog und auf Instagram weiter. Ihr erstes Buch „Die Superkräfte der Vögel“ ist als „Wissensbuch des Jahres 2024“ nominiert.

Moin, ich bin Silke,

wie schön, dass du da bist! Hier berichte ich dir Wunderbares und Wundersames über Vögel und ihre Welt. Außerdem erfährst du, wie du anfängst, sie schnell selbst zu sehen und immer besser darin wirst. Komm mit auf die Reise!

Mein neues KOSMOS-Buch: „Die Superkräfte der Vögel“

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1 Kommentar

  1. Liebe Silke,

    last, not least, kann ich angesichts deines wunderbaren Beitrags zu meiner Blogparade nur sagen! Eine tolle Idee, deine Wohnorte mit einem Birding-Ranking zu verbinden. Du bist nicht die einzige Teilnehmerin, mit der ich zwei Wohnorte – Bremen und Stuttgart – gemeinsam habe, was ich erstaunlich finde (die Kombination ist ja nicht die nächstliegende). Eine neue Erkenntnis, die ich aus der Blogparade gewonnen habe, ist, dass sich in Stuttgart offenbar nur Einheimische wohlfühlen. Aber dass Stuttgart für dich im Birding-Ranking so schlecht abschneidet, schockiert mich etwas. Warst du denn nie am Bärensee? Dort nisten sogar Eisvögel, und auch sonst sind in den Wäldern um Stuttgart doch unglaublich viele verschiedene Vogelarten heimisch. Ich bin alles andere als eine Vogelkennerin, aber unser Vater machte meine Schwester und mich in unserer Kindheit bei unseren vielen Waldspaziergängen immer auf die gefiederten Kerlchen aufmerksam. Größeres Interesse an Vögeln entwickelte ich auf Safaris im südlichen Afrika: wenn man mal keine großen Tiere sieht, sprechen die Guides gern über die vielen prächtigen Vögel, die es dort auch zu sehen gibt. Vielleicht kann ich ja mal an einer deiner Exkursionen bei Cuxhaven teilnehmen, wenn ich wieder im Norden zu Besuch bin. Das würde mir Spaß machen😃.

    Deinen interessanten Beitrag über Helgoland habe ich direkt in meinem Blogartikel über die 52 schönsten Regionen Deutschlands (https://angiestravelroutes.com/schoenste-regionen-deutschland/#4_Helgoland_Naturerlebnisse_Klippen_und_Hochseebunker) verlinkt.

    Viele Grüße aus dem wilden Süden
    Angelika

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  1. Meine erste Blogparade im Rückblick - […] Hartmann, die Vogelguckerin, bewertet in ihrem Artikel die verschiedenen Orte, an denen sie gelebt hat, unter dem Aspekt der…

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