Vogelrätsel gelöst: Schwarze Rabenvögel sicher unterscheiden

Hand aufs Herz: Sehen für dich diese schwarz-grauen Rabenvögel alle irgendwie gleich aus? Keine Sorge, damit bist du nicht allein, denn diese Arten zu unterscheiden fällt vielen schwer.

Es ist aber auch verwirrend: Im allgemeinen Sprachgebrauch werden alle großen schwarzen Vögel oft „Raben“ genannt, aber wenn wir genau hinschauen, ist diese Bezeichnung in den allermeisten Fällen falsch. Auch in Serien und Filmen (besonders in Märchenfilmen!) werden häufig Rabenkrähen (also Krähen!) gezeigt, wenn eigentlich Kolkraben (die eigentlichen Raben) gemeint sind.

Aber wenn du weißt, wo du hinschauen und worauf du achten kannst, ist das mit dem Auseinanderhalten der schwarzen Arten gar nicht so schwer.

Krähe oder Rabe: Was ist der Unterschied?

Kurz gesagt: Größere Rabenvögel werden als „Raben“, kleinere als „Krähen“ bezeichnet. Weil es bei den Bezeichnungen aber oft drunter und drüber geht, hier ein paar mehr Details (Achtung: es wird nerdig):

Corviden

Alle Krähen und Raben gehören zur selben Gruppe Vögel, um präziser zu sein: zur selben Familie, nämlich zur Familie der Rabenvögel. Nach ihrem lateinischen Namen Corvidae werden sie auch oft als Corviden bezeichnet (was ich ziemlich schick finde). Verwirrenderweise wird diese Familie aber auch manchmal Krähenvögel genannt. Aber lass dich nicht verwirren: Das ist alles dieselbe Familie.

Also halten wir fest:

1. Corviden = Rabenvögel = Krähenvögel

2. Es gibt viele verschiedene Krähenarten, die alle zu den Rabenvögeln gehören, aber Krähen sind keine Raben!

Zur Gruppe der Corviden/Rabenvögel gehören weltweit rund 120 Arten. Elf von ihnen gibt es bei uns (u.a. Eichelhäher, Elster, Alpendohle).

Fun Fact: Rabenvögel gehören in einer Kategorie darüber zu den Singvögeln. Kolkraben sind die größten Singvögel.

Raben und Krähen

Die große Familie der Corviden ist noch einmal in Untergruppen unterteilt, genauer gesagt: in Gattungen. Eine von ihnen heißt offiziell „Raben und Krähen“ (Corvus).

„Raben und Krähen“ bilden eine Untergruppe innerhalb der Corviden.

Diese ganzen verwirrenden Unterteilungen sehen von oben nach unten vereinfacht dargestellt so aus:

Vögel >> Sperlingsvögel >> Singvögel >> Rabenvögel (Corviden) >> Raben und Krähen >> [Vogelart]

In die Gattung der „Raben und Krähen“ gehören bei uns die fünf Arten, die so gerne verwechselt werden:

  1. Rabenkrähen
  2. Nebelkrähen
  3. Saatkrähen
  4. Dohlen
  5. Kolkraben

Und die schauen wir uns jetzt genauer an:

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Raben- und Nebelkrähe (Aaskrähe)

Je nachdem aus welcher Region in Deutschland du kommst, hast du ein bestimmtes Bild einer (Aas-)Krähe vor Augen: Entweder sind sie für dich alle schwarz oder sie haben einen grauen Körper und einen schwarzen Kopf. Und in beiden Fällen hättest du recht. Hä? Wie kann das denn sein?

Bei uns gibt es Aaskrähen in zwei Ausprägungen: Nebelkrähen und Rabenkrähen. Sie sehen zwar beide sehr unterschiedlich aus, gehören aber doch zur selben Art (Aaskrähen).

Nebelkrähen und Rabenkrähen sind zwei Farbtypen (Morphen) dieser Art. Sie sind zwar sehr häufig, kommen aber an den allermeisten Orten nicht zusammen vor, sondern sind geografisch voneinander getrennt. In Osteuropa gibt es Nebelkrähen, ins Westeuropa Rabenkrähen. In Deutschland verläuft die Grenze etwas entlang der Elbe. Deshalb sind sie für mich auch der Vogel der deutschen Einheit. Im Krähen-Grenzgebiet leben beide Morphen. Da sie sich miteinander fortpflanzen können, gibt es auch Mischformen.

Der Name „Aaskrähe“ ist nicht nur unschön, sondern auch mal wieder unpräzise, denn diese Krähen fressen so viel mehr als nur Aas. An ihrem Schnabel kannst du erkennen, dass sie Allesfresser sind. Der Name schürt auch ein altes Vorurteil, das viele Menschen immer noch über diese Vögel haben. Deshalb vermeide ich diesen Namen. Aber zurück zu den Vögeln:

Nebelkrähe oder Rabenkrähe: Eine von beiden ist dir garantiert schon mal begegnet, denn sie kommen häufig in unseren Siedlungen vor. Deshalb definieren wir sie heute mal als Standard, mit dem wir die anderen Arten vergleichen.

Sie sind ca. 50cm groß und oft nicht zu überhören. Ihr Schnabel ist kräftig und am Ansatz befiedert.

Du triffst sie sowohl alleine und im Paar, da sie Einzelbrüter sind, aber auch in größeren Gruppen. Besonders im Winter tun sie sich auch mit anderen Krähenarten zusammen.

Rabenkrähe (Corvus corone)

Rabenkrähen sind die westeuropäische Version der Aaskrähen. Sie sind komplett schwarz. Vor allem im Sonnenlicht schimmert ihr Gefieder metallisch.

Rabenkrähe

Nebelkrähe (Corvus cornix)

Nebelkrähen sind die osteuropäische Version der Aaskrähe. Sie sind grau-schwarz gemustert: Ihr Kopf, ihre Brust, ihre Flügel und ihr Schwanz sind schwarz. Der Rest ihres Gefieders ist hellgrau. Sie klingen ziemlich ähnlich wie Rabenkrähen und sind ebenfalls kaum zu überhören.

Was ist der Unterschied zwischen Raben und Krähen? Und wie kann man schwarze Rabenvögel unterscheiden? Mit ein paar Tricks kein Problem.
Nebelkrähe

Saatkrähe (Corvus frugilegus)

Saatkrähen sind schwarz und etwas kleiner als Rabenkrähen. Sie wirken zierlicher. Ihr Kopf ist kleiner und sie haben einen längeren, schmaleren Schnabel, der kahl und gräulich ist.

Sie brüten in Kolonien und sind auch sonst sehr gesellig. Sie brüten auch bei uns. In vielen Regionen sind sie aber nur Wintergäste oder Durchzüglier.

Sie können bis zu 20 Jahre alt werden.

Saatkrähe

Dohle (Coloeus monedula)

Dohlen sind grau-schwarz, aber deutlich kleiner als Nebelkrähen. Sie sind etwa so groß wie Tauben. Die Grundfarbe ihres Gefieders ist schwarz. Im Nacken ist grau, hellgrau bis weiß. Sie haben blaue Augen, einen runden Kopf, einen kurzen Schnabel und wirken viel niedlicher als die anderen schwarz-grauen Rabenvögel.

Häufig brüten Dohlen in menschlicher Nähe, in Kirchtürmen, Burgen oder Ruinen. Sie sind sehr gesellig und hibbelig. Sie trippeln, hopsen und stolzieren über unsere Rasen, Äcker und Plätze. Dohlen zu beobachten ist sehr unterhaltsam.

Dohle

Kolkrabe (Corvus corax)

Der Kolkrabe ist zwar auch rein schwarz, aber ungefähr anderthalb mal so groß wie eine Rabenkrähe. Er ist sogar größer als ein Mäusebussard. Sein Schnabel ist groß, kräftig und wirkt richtig imposant.

Im Flug erkennst du ihn an seinem keilförmig aufgefächertem Schwanz. Sie segeln zwischendurch und fliegen ruhiger und höher als Krähen. Dabei rufen sie oft „grooock“.

Auch kommen Kolkraben eher nicht in der Stadt vor und halten sich von Menschen fern.

Sie können bis zu 28 Jahre alt werden.

Kolkrabe

👉 Alles klar oder machen dir die schwarz-grauen Corviden noch Sorgen? Schreib es mir gerne in die Kommentare: ⬇️

von | 18. Aug 2023 | Vogelwissen

aktualisiert:
2. Sep 2023

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8 Kommentare

  1. Pff, weiß ich doch schon. Aber schön, es nochmal zu lesen und die Details kann man gar nicht oft genug lesen. Ich will ja schließlich fundiert rumnerden. Liebe Grüße aus dem Krähen-Genzgebiet.

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    • Hach, Flaminga 🙂 Ich freue mich, dass du trotz Pff, dein Nerdlevel mit mir weiter zementiert hast. Liebe Grüße zurück ins Grenzgebiet aus der Kernzone.

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  2. jetzt habe ich den corviden-Durchblick. gut strukturierte Zusammenfassung inkl. funfacts und co. Aber ich gestehen, dass ich froh bin in Berlin zu leben: Kolkraben und Nebelkrähen (beide IN der Stadt), der Sparringpartner Rabenkrähe laut Theorie also nicht hier. interessant und erleichternd, ich muss die Rabenkrähe nicht vom Kolkraben unterscheiden, so lange ich im Headquater der Nebelkrähen bin 😅

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    • Das stimmt: Im Nebelkrähenland zu sein macht es diesbezüglich ein bisschen einfacher.

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  3. Tatsächlich waren diese Unterschiede gleich das erste Nerdwissen, das ich mir angeeignet habe – hätte es diesen Post da schon gegeben, wäre das viel leichter gefallen. 😄

    Im Frühling ist im Spandauer Forst bei Berlin ein Kolkrabe in einem Bogen um mich herum geflogen. Das Wusch-wuusch dieser Flügel hat mich ganz ehrfürchtig gemacht.

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    • Ui, das klingt wirklich eindrucksvoll. Danke für diese schöne Geschichte!

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  4. Wow, herzlichen Dank! Ich habe vorher zu all den Vögeln lieber „Krähen“ gesagt, weil ich mal gehört habe, die gibt es viel häufiger als Raben. Ich werde in den nächsten Tagen wachsamer durch die Stadt laufen und schauen, ob ich die Unterschiede bemerke und dann weiß, wer da im Hinterhof und im Auwald wohnt. Mit den Fotos und deiner Beschreibung sollte dies einfach sein.

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    • Sehr gerne. Es war ziemlich clever, lieber „Krähen“ statt „Raben“ zu sagen, denn es gibt tatsächlich mehr Krähen als Raben. Die meisten machen es umgekehrt. Viel Spaß bei deinen Erkundungsgängen.

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