Knarren, knicksen, Feuerfedern: Hausrotschwanz, Vogel des Jahres 2025

Heute geht es um einen Vogel, den viele Menschen toll finden, und der echte Großstadt-Vibes hat: den Hausrotschwanz. Er ist der Vogel des Jahres 2025 in Deutschland und die Wahl hat gezeigt, dass er sehr beliebt ist. Höchste Zeit also, diesen Vogel-Star ein bisschen besser kennenzulernen und rauszufinden, was ihn so besonders macht.

Das Aussehen des Hausrotschwanzes

Der Hausrotschwanz ist ein eher kleiner Singvogel, dessen auffälligstes Merkmal – klar – sein rostroter Schwanz ist.

Abgesehen davon sind Hausrotschwänze so hell-oliv-graubraun, am Bauch etwas heller. Die haben einen dunklen, schmalen, relativ langen Schnabel und dunkle Knopfaugen. Erwachsene Männchen sind grau-schwarz und haben einen weißen Fleck auf dem Flügel. Manchmal haben sie auch einen weißen Stirnfleck.

Man sagt dem Hausrotschwanz nach, er sei leicht mit dem Gartenrotschwanz zu verwechseln. Finde ich nicht, aber du kannst dir davon ja mal selbst ein Bild machen.

Joah, ach, ich weiß nicht: zum Verwechseln ähnlich? Links das Hausrotschwanz-Weibchen, rechts das Gartenrotschwanz-Weibchen (Foto von jggrz via pixabay)
Hm, also die Farben stimmen ja so ungefähr, aber die Verteilung ist dann doch sehr anders, oder? Links das Hausrotschwanz-Männchen, rechts das Gartenrotschwanz-Männchen.

Lebensraum

Der erste Hausrotschwanz, den ich bewusst ganz aus der Nähe beobachten konnte, brütete in einer Tiefgarage. Direkt über meinem Garagentor, auf einer Querverstrebung, hatte er sein Nest gebaut. Ich bemerkte es erst, als die Jungen schon geschlüpft waren … was schon zeigt, wie selten ich das Auto damals schon genutzt habe. In der stillen Tiefgarage war das Piepen der Jungen besonders laut. Wenn die Eltern mit Futter ankamen, leuchteten ihre roten Schwänze sogar im schummrigen Licht der Garage. Zum Glück musste ich sie nur dieses eine Mal stören und die Lütten konnten ungestört aufliegen.

Diese enge Nähe zum Menschen ist typisch für den Hausrotschwanz, denn er ist ein Kulturfolger. Eigentlich ist er ein erstaunlich anpassungsfähiger Felsenbewohner und kommt sowohl in vielen Bergregionen, aber auch im Tiefland vor. Ursprünglich war er auch mal als Gebirgsrotschwanz bekannt. Der Hauptbestand lebt weiterhin im Gebirge. Mit seiner Anpassung an unseren Lebensraum änderte sich auch sein Name. In unseren Städten hat er sich perfekt an unsere Gebäude und Mauern angepasst und brütet fast überall dort, wo es eine Nische oder einen Vorsprung gibt. Mega unpraktisch ist für ihn also, wenn Häuser saniert und solche Nischen zugespachtelt werden. Fehlende Nistplätze werden ein zunehmendes Problem für ihn.

Erkennungsmerkmale

Die fehlenden Insekten sind natürlich auch ein Problem für ihn. Von Insekten ernährt er sich nämlich hauptsächlich. Auf die lauert er von Warten aus, also von Pfosten, Steinen oder Dächern aus.

Da kann man auch prima ein sehr typisches Verhalten beobachten: Er wippt und zittert oft mit dem Schwanz und macht kleine, ruckartige Bewegungen – als würde er nie stillstehen können. Dieses Rumgehopse kann nervös machen, wenn man ihm zuschaut. Er selbst ist aber wahrscheinlich nicht nervös, sondern eher agil. Und natürlich wie alle Vögel wachsam.

Auch sehr typisch ist, dass man ihn alleine sieht. Hausrotschwänze sind nicht sehr sozial und sind fast immer alleine unterwegs auf Nahrungssuche. Selbst wenn sie während des Zugs mal aufeinander hocken, weil es grade irgendwo besonders viel zu futtern gibt, oder weil sie wegen einer Schlechtwetterfront festsitzen, achten sie darauf, sich nicht zu nahe zu kommen und halten viel Abstand zueinander. Das ändert sich mal kurzzeitig in der Brutzeit.

Ein Weibchen sitzt auf einem Zaunpfahl – eine typische Sitzwarte, um Beute zu erspähen.

Sein Gesang

Der Hausrotschwanz ist kein besonders melodiöser Sänger, aber es gibt ein Element, das hilft, ihn besser zu erkennen. Wenn man den Gesang kennt, ist das auch cool, weil er beginnt bereits vor Sonnenaufgang und ist bis zum Abend zu hören. Er singt nicht nur im Frühling, sondern legt auch im Herbst noch einmal los. Jede Menge Möglichkeiten also seinen Gesang zu hören und zu üben.

Sein Gesang ist in drei Strophen geteilt: Der Anfangsabschnitt klingt etwas mühsam und gepresst. Dann kommt der Mittelteil, und der ist super, weil der kratzt und schnarrt so. Und dann noch so ein tüdeliger Schlussteil. Am Ende der Saison wird er etwas schluderiger und lässt den dritten und manchmal auch den zweiten Teil weg. Das ist ein bisschen unpraktisch, weil er daran am besten zu erkennen ist. Es klingt wie eine Störung im Radio. Hausrotschwänze sind beim Singen auch gut zu sehen, denn sie singen gerne von Dächern oder Antennen und Satellitenschüsseln.

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Zugverhalten

Hausrotschwänze sind eigentlich Zugvögel. Sie verlassen uns im Herbst und überwintern rund um das Mittelmeer. Typischer Weise kommen sie ab Mitte März zurück zu uns. Doch es gibt auch einige, die das ganze Jahr über bei uns bleiben – besonders in milden Städten im Süden. In diesem Jahr war das ganz besonders deutlich: Beim Vogelorakel wurden mir zum allerersten Mal Hausrotschwänze als Jahresvogel gemeldet.

Der Name und seine Bedeutungen

Wo sein aktuelle deutsche Name herkommt ist wohl ziemlich offensichtlich: der Hausrotschwanz hat einen roten Schwanz und lebt oft in der Nähe von Häusern. Als er noch nicht bei uns lebte, hieß er Gebirgsrotschwanz. Jetzt heißen auch die Hausrotschwänze im Gebirge Hausrotschwanz.

Auch in den Sprachen um uns herum sind die Namen nicht viel kreativer. Auch dort beziehen sie sich auf den rötlichen Schwanz der Vögel.

Im Englischen heißt er black redstart , im Französischen Rougequeue noir und im Schwedischen svart rödstjärt. Das heißt alles „schwarzer Rotschwanz“ und meint die Weibchen wohl mal wieder mit, auch wenn sich der Name nur auf das Aussehen der Männchen bezieht. In diesen Sprachen ist der Gartenrotschwanz der eigentliche Rotschwanz, ohne einen Farben- Zusatz.

Auch im Spanischen geht man zumindest sprachlich davon aus, dass der Gartenrotschwanz das Original ist (colirrojo real) und der Hausrotschwanz eine nähere Erläuterung braucht: colirrojo tizón (tizón = halbverbranntes Holzscheit – juhu, auch im Spanischen sind die Weibchen mitgemeint).

Das zeigt, dass der Gartenrotschwanz schon immer nah um uns gewohnt hat. Es spiegelt aber auch die lateinische Namensgebung wider: Phoenicurus phoenicurus. Dort ist der Gartenrotschwanz die Urform, der typische Vertreter der Familie.

Ein Hausrotschanz-Männchen hält von einem Bretterzaun Ausspäh nach Beute.

Im Deutschen ist auch der Name Hausrötel weit verbreitet. Es haben sich in den etwas mehr als 200 Jahren, die die Art nun in der Nähe des Menschen brütet, einige Namen eingebürgert, die oft sehr lokal verwendet werden – und mit abnehmender Artenkenntnis sterben auch diese Namen aus. Dabei wird vielfach nicht zwischen Haus- und Gartenrotschwanz unterschieden.

Umgangssprachlich werden beide Arten einfach und völlig unpräzise auch als Rotschwänzchen und in der Schweiz als Rotzigeli bezeichnet.

Wer sowas in meiner Gegenwart sagt, muss sich auf die Rückfrage „Welches denn???“ einstellen. Denn das sind ja nun mal zwei verschiedenen Arten.

Der Hausrotschwanz wurde im Deutschen früher auch als Pechrotschwanz oder Brandvogel bezeichnet. Das passt auch gut dazu, dass er je nach Region mal als Glücksbringer gilt, der das Haus vor Feuer schützt. Oder als Unglücksvogel, der dafür sorgt, dass die Milch rot wird. Heute wissen wir natürlich, dass der Hausrotschwanz dafür nichts kann, sondern dass die Milch infolge entzündeter und blutender Milchdrüsen rötlich wird. Da man sie heutzutage in der industriellen Landwirtschaft dann aber mit genug anderer Milch mischen kann, fällt das gar nicht mehr auf. Lecker.

Wie kannst du dem Hausrotschwanz helfen?

Wenn du jetzt auch so einen Hausrotschwanz in deiner Umgebung haben willst, dann hier noch drei Tipps für dich:

  • Vermeide den Einsatz von Pestiziden, damit er genug Insekten findet.
  • Biete Nisthilfen an, um ihm das Leben zu erleichtern. Hausrotschwänze brüten aber nicht in einem typischen Meisenkästen, sondern in Halbhöhlen. Achte besonders bei Sanierungen darauf, Alternativen für verschlossene Nistmöglichkeinen anzubieten.
  • Lass wilde Ecken im Garten stehen. Dort findet der Hausrotschwanz dann alles, was er zum Leben braucht. Vogelfreundliches Gärtnern ist entspanntes Gärtnern. [Hier findest du noch mehr Hinweise für einen vogelfreundlichen Garten]

Fotonachweis für das Headerbild: Die Vorlagen stammen von fotoblend (Weibchen) und wolfgangvogt_lb (Männchen) via pixabay. Danke!

aktualisiert:
7. März 2025

Silke Hartmann, die Vogelguckerin

Schon als Kind interessierte sich Silke Hartmann für Vögel, aber kannte lange niemanden, der diese Begeisterung teilte. Um Gleichgesinnte zu finden, ging sie ins Internet und merkte schnell, dass es vielen Menschen so geht wie ihr früher. Deshalb gibt sie jetzt ihr Vogelwissen und ihre Begeisterung in Onlinekursen, ihrem Podcast „Vögel, aber cool!“, ihrem Blog und auf Instagram weiter. Ihr erstes Buch „Die Superkräfte der Vögel“ wurde zum „Wissensbuch des Jahres 2024“ gewählt. Ihr zweites Buch „Birding – Entdecke die Wunderwelt der Vögel“ richtet sich an Kinder ab 7 Jahre.

Moin, ich bin Silke,

wie schön, dass du da bist! Hier berichte ich dir Wunderbares und Wundersames über Vögel und ihre Welt. Außerdem erfährst du, wie du anfängst, sie schnell selbst zu sehen und immer besser darin wirst. Komm mit auf die Reise!

Wissensbuch des Jahres 2024: „Die Superkräfte der Vögel“

„Birding – Entdecke die Wunderwelt der Vögel“ – Mein neues Vogelbuch für Kinder ab 7

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