Ein vogelfreundlicher Garten: Wie locke ich mehr Vögel an?

Vögel in der Umgebung haben eine positive Wirkung auf uns Menschen und unsere Gesundheit. Sie erfreuen uns mit ihrem Gesang und es macht Spaß, sie zu beobachten. Kein Wunder, wenn wir so viele wie möglich von ihnen in unserer Umgebung haben wollen. Aber wie geht das?

Eine gute Möglichkeit, um das zu erreichen, ist es, der Natur mehr Raum zu geben und um uns herum wertvolle Lebensräume für Vögel zu schaffen, kurz: einen vogelfreundlichen Garten zu gestalten. Lass ein mini Naturschutzgebiet in deiner Umgebung entstehen. Das ist leichter als es klingt. In diesem Artikel erkläre ich dir, worauf es dabei ankommt.

Was ist ein vogelfreundlicher Garten?

Vogelfreundlicher Garten, schön und gut, aber was soll das eigentlich heißen? Ein vogelfreundlicher Garten sollte dem natürlichen Lebensraum der jeweiligen Vogelart möglichst ähnlich sein. Er bietet Lebensraum, Nahrung und Brutmöglichkeiten für Vögel. Es ist ein Garten, in dem sich Vögel wohl und sicher fühlen.

Naturnah ist das Zauberwort eines vogelfreundlichen Gartens.

Ein vogelfreundlicher Garten ist gleichzeitig ein insekten- und menschenfreundlicher Garten.

Das Wichtigste für mehr Vögel im Garten

  • Vögel stehen nicht auf Bonsaibäumchen oder Kieswüsten, sondern sie lieben es unordentlich und naturnah.
  • Orientiere dich bei der Gartengestaltung an den Grundbedürfnissen von Vögeln: Nahrung, Nistmöglichkeiten, Verstecke und Badestellen.
  • Nutze verschiedene einheimische Pflanzen, die Blüten, Samen und Früchte bieten. Entweder locken sie Insekten an, die widerum insektenfressende Vögel erfreuen, oder sie locken früchtefutternde Vögel direkt an. Beides super.
  • Hände weg von Gift! Dass du keine Vögel vergiften willst, ist ja eigentlich klar. Es ist aber wichtig zu wissen, dass durch Einsatz von Pestiziden auch ihr Futter vergiftet wird – also die Früchte, Insekten und Samen, von denen Vögel leben.
  • Laubhaufen, Natursteinmauern, Komposthaufen, Holz- und Reisigecken bieten Vögeln Nahrung, Schutz und Nistmöglichkeiten.
  • Wenn du verschiedene Mini-Biotope anlegst, lockst du auch verschiedene Vogelarten an und dein Vogelchor wird vielstimmiger.
  • Vergiss das Wasser nicht! Auch Vögel müssen trinken und viele Vögel nutzen Wasser zur Gefiederpflege.

No Gos in einem vogelfreundlichen Garten

❌ Mähroboter

Ein Mähroboter mäht den Rasen regelmäßig auf die exakt gleiche Höhe. Damit wächst dort nichts mehr außer Rasen. Jegliche Artenvielfalt wird zunichte gemacht.

Ein Mähroboter bedroht außerdem das Leben von Gartentieren, wie Igeln, aber auch Ästlinge und Jungvögel sind durch sein langsames, gleichmäßiges und erbarmungsloses Weitermähen gefährdet.

Ein Mähroboter hat in einem naturnahen Garten nichts verloren!

❌ Laubbläser & Laubhäxler

Laubbläser sind nicht nur eine enorme Lärm- und Geruchsbelästigung für die Menschen in der Umgebung, sondern töten auch Kleintiere, für die die Laubschicht der Lebensraum war. Auch in einem Laubhäxler kommen sie zu Tode. Und diese Kleintiere sind Nahrung für viele Vogelarten.

Laubbläser und Laubhäxler sind die absolute Umweltkatastrophe!

❌ Rindenmulch & Hackschnitzel

Rindenmulch bzw. Hackschnitzel werden oft aus Bestandteilen von Nadelbäume hergestellt. Diese erzeugen bei der Zersetzung ein saures Mileu, in dem jegliches Leben erstickt wird.

Er verhindert, dass Vögel wie Amseln oder Rotkehlchen an ihre Nahrungsquelle im Boden kommen. Außerdem schließt er auch Wildbienen- und Hummelarten vom Kontakt mit dem Boden aus, in dem sie brüten.

❌ Pestizide

In einem vogelfreundlichen Garten muss auf jegliches Gift verzichtet werden, egal, ob es sich gegen Schnecken, „Unkraut“ oder Ameisen richtet oder der künstlichen Düngung dient.

Pestizide reichern sich in der Nahrungskette an. Vergiftete Insekten, Samen und Früchte vergiften auch die Vögel, die sie fressen. Die Gifte schaden ihrer Fruchtbarkeit und schwächen ihr Immunsystem.

Fun Fact: Vögel sind prima Insektenvertilger.

❌ Freilaufende Katzen

Katzen sind Vogelkiller und stören durch ihre Anwesenheit nachhaltig die Vögel in der Umgebung. Zumindest in der Brutzeit sollten Katzen deshalb im Haus bleiben.

❌ Picobello aufräumen

Vögel mögen es usselig, unaufgeräumt. Eine Laubschicht am Boden bietet Nahrung, Asthaufen sind ein toller Lebensraum für einige Vogelarten und bieten prima Versteckmöglichkeit. Wenn du jedes Blatt und jedes Ästchen aufräumst, entfernst du die Lebensgrundlage von Vögeln und der Leibspeise ihres Nachwuchses: Insekten.

Vogelfreundliche Pflanzen

In einem vogelfreundlichen Garten wachsen einheimische Blumen, Stauden, Sträuchern und Bäumen, die den Vögeln möglichst ganzjährig eine große Auswahl an Samen und Früchten bieten. Die Blüten von Blumen sollten ungefüllt sein und Nahrung für Insekten bieten (die dann wiederum prima Nahrung für Vögel sein können).

Die allermeisten Pflanzen, die natürlicher Weise in deinem Garten sind, passen zur Umgebung, zum Boden und sind eine gute Wahl. Du musst also nicht zwangsläufig Geld ausgeben, um deinen Garten umzustellen, sondern kannst einfach wachsen lassen, was da ist und von alleine kommt.

Eine tolle Basis dafür schaffen Samenkapseln von wilden Blumen, die du selbst in Maßen in deiner Umgebung einsammelst und auf deine Wiese, in deinen Garten streust. So setzen sich mit der Zeit die Arten durch, die am besten zu deinem Standort passen.

Folgende Pflanzen gelten beispielsweise als vogelfreundlich:

  • Eberesche (die absolute Queen unter den einheimischen Pflanzen: 69 Vogelarten profitieren von ihren Beeren!)
  • Weißdorn
  • Efeu
  • Schlehe
  • Sanddorn
  • Felsenbirne
  • Schwarzer Holunder
  • Brennnessel (gut für Insekten und damit auch gut für Vögel)
  • Disteln
  • Sonnenblumen
  • Apfelbaum

Konkrete To Dos für mehr Vögel im Garten

  • Du musst nicht von 0 auf 100 in zwei Monaten gehen und dich stressen! Jede kleine Veränderung bewirkt schon eine kleine Veränderung. Fang z.B. damit an, einen Teil deines Rasens nicht mehr zu mähen und lasse Blumen, Gräser und Kräuter dort wachsen – und ausblühen!
  • Lasse Herbstlaub liegen. Darin siedeln sich Kleinlebewesen an und die sind eine prima Nahrungsquelle für Amseln, Rotkehlchen, Singdrosseln und Co.
  • Lege einen Komposthaufen an. Auch die bieten durch Spinnen, Würmer und Insekten, die sich dort ansiedeln, eine gute Nahrungsquelle für Vögel.
  • Bilde einen Reisig- bzw. Asthaufen und/oder lege eine geschichtete, unverputzte Natursteinmauer an. Beides bietet tolle Versteck- und Brutmöglichkeit für Rotkehlchen und Zaunkönige.
  • Ersetze Pflanzen mit geschlossenen Blüten oder mit Blüten und Früchten, die keinen Mehrwert für Tiere bieten (wie z.B. Rhododendron, Forsythie, Geranien, Kirschlorbeer, Rosen, Flieder etc.), nach für nach durch vogelfreundlicheren Pflanzen.
  • Lasse verblüte Samenstände stehen. Die Samen sind eine wichtige natürliche Nahrungsquelle für Vögel und lockt z.B. Stieglitze in deinen Garten.
  • Biete deinen gefiederten Gäst*innen eine Möglichkeit, sich zu baden und zu trinken.
  • Auch eine kleine Sandkuhle ist wichtig und hilfreich bei der Gefiederpflege.
  • Wenn du künstliche Nisthilfe anbieten möchtest, um mehr Nistmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen, unterstütze doch die weniger häufigen Arten, indem du auch einen Halbhöhlenkasten bereitstellst. Darüber freuen sich z.B. Gartenrotschwanz, Grauschnäpper und die Bachstelze.
  • Entspann dich! Weniger ist mehr. Ein naturnaher, vogelfreundlicher Garten ist der Garten einer entspannten Gärtnerin.

Was sollen denn die Nachbarn denken?

Tatsächlich kann es in unserer Umgebung für Naserümpfen oder zumindest für interessierte Blicke sorgen, wenn der Garten nicht (mehr) aufgeräumt und wie geleckt aussieht. Um für Aufklärung zu sorgen, könntest du auf deine Nachbar*innen zugehen und dein Konzept erklären. Es ist sowieso viel besser für die Vogelvielfalt in deinem Garten, wenn die Gärten der Umgebung ebenfalls keine Steinwüsten oder totgespritzte Rasenflächen sind.

Du könntest ein Erklärschild anbringen, um noch mehr Menschen aufzuklären. Oder du könntest dich bei den beiden großen deutschen Umweltverbänden für eine Plakette „Vogelfreundlicher Garten“ bewerben. Die Informationen dazu findest du bei deinem örtlichen NABU und beim LBV.

Was bringen das alles?

Um das noch mal ganz deutlich zu sagen: Mit unseren Gärten werden wir die Welt nicht retten. Mit einem naturnahen Garten rettest du auch nicht einzelne Vogel- oder Insektenarten. ABER: Wir schaffen dadurch eine lebensfreundlichere Umgebung, auch für uns Menschen, denn anders als Schottergärten des Grauens kühlen Pflanzen die Umgebung.

Höchstwahrscheinlich werden in deinen Garten Arten kommen, die es sowieso schon in der Umgebung gibt. „Normale“ Arten, aber das ist ja nichts Schlechtes oder Langweiliges. Du bietest einen Trittstein für sie, ein weiteres Biotop, in dem sie leben können.

Ein vogelfreundlicher und damit vogelreicher Garten macht vor allem dich glücklich: Mehr Vögel im Garten schenken dir mehr Wertschätzung für die Natur und ermöglichen Momente der Naturverbindung und der Freude in deinem Alltag.

Und wer weiß? Vielleicht steckst du ja auch andere mit deiner Begeisterung und deinem Laissez-Faire an und ihr erschafft in deiner Nachbarschaft gemeinsam ein mini Naturschutzgebiet und profitiert alle von den positiven Auswirkungen.


Dieser Blogartikel entstand im Rahmen meiner ersten Blognacht von Anna Koschinkski zum Thema „aufgeräumt“ am 15.12.2023.

von | 17. Dez 2023 | Vogelgucken Praxis

aktualisiert:
22. Jan 2024

Silke Hartmann, die Vogelguckerin

Schon in ihrer Kindheit interessierte sich Silke Hartmann für Vögel. Allerdings kannte sie niemanden, die oder der ihr diese Wunderwelt hätte zeigen können. So hat sie sich im Laufe der Zeit selbst beigebracht, Vögel zu sehen. Je mehr sie beobachtete und aus Büchern lernte, desto mehr begeisterte sie sich für Vögel und ihre Superkräfte. Sie bemerkte aber auch, wie schwer es für viele Vogelarten inzwischen ist, zu überleben. Deshalb gibt sie ihr Wissen jetzt als „die Vogelguckerin“ u.a. in Kursen, Büchern und ihrem Podcast „Vögel, aber cool!“ weiter, weil sie weiß, dass die Welt zu einem besseren Ort wird, wenn sich mehr Menschen für Vögel begeistern.

Moin, ich bin Silke,

wie schön, dass du da bist! Hier berichte ich dir Wunderbares und Wundersames über Vögel und ihre Welt. Außerdem erfährst du, wie du anfängst, sie schnell selbst zu sehen und immer besser darin wirst. Komm mit auf die Reise!

Mein neues KOSMOS-Buch: „Die Superkräfte der Vögel“

MDR-Doku: „Das Geheimnis der Vögel“

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4 Kommentare

  1. Was ein schönes Thema, hab gern deinen Beitrag gelesen.
    Ich lebe in Spanien und wir haben ein kleines Cortijo gemietet mit ner kleinen Finca drumherum. Den ganzen Tag singt es, piept es. Manche Vögelchen sind klein wie Tischtennisbällchen, schmettern aber wie mit einer Posaune im Hals ihre Lieder in die Welt hinaus. Auch nachts ist es nie still, einer singt immer. Wir hören und schauen ihnen so gern zu.
    Dir viel Erfolg mit deinem Blog, auch wenn wir die Welt leider nicht als Ganzes retten können, so können wir doch ein kleines Fleckchen lebenswerter machen.

    Antworten
    • Das hast du schön gesagt, liebe Ramona! Ich stimme dir aus vollem Herzen zu. Vielen Dank für deinen schönen Kommentar.
      Herzliche Grüße zu dir in dein Vogelparadies nach Spanien
      Silke

      Antworten
  2. Wildblumen Wiese Samen gesucht Oberbayern 500müM Bayerisch Gmain

    Hallo
    ich möchte einen großen Garten vogelfreundlich umgestalten.
    Es gibt eine große Fläche ehemaliger Rasen mit viel Moos.

    Wo bekomme ich (größere Mengen) geeigneten Samen ? Ziel wäre eine Wildblumenwiese.
    Gruß Christina

    Antworten
    • Moin Christina,
      einen konkreten Anbieter kann ich dir hier nicht empfehlen, aber die Gärtnerei deines Vertrauens hilft dir bestimmt weiter. Achte dabei bitte darauf, dass in der Mischung nur heimische Blumenarten sind. Diese gedeihen am besten und bieten unseren Inseken und damit auch den Vögeln Nahrung. Eine tolle Basis dafür schaffen Samenkapseln von wilden Blumen, die du selbst in Maßen in deiner Umgebung einsammelst und auf deine Wiese streust. So setzen sich mit der Zeit die Arten durch, die am besten zu deinem Standort passen. Cool wäre es auch, wenn die Arten so zusammengesetzt sind, dass sie von Frühling bis Herbst Blüten und damit Nahrung bieten.
      Viel Erfolg und herzliche Grüße gen Oberbayern
      Silke

      Antworten

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