Der Fäkalsack – oder: Wie halten Vögel eigentlich ihre Nester sauber?

Was ist ein Fäkalsack?

Ein Fäkalsack ist quasi die Windel der Vögel.

Fäkalsack, auch Kotsack oder Kotballen, manchmal auch Kotbeutel genannt, ist genau das, wonach es klingt: Es ist die mit einer Membran überzogene Ausscheidung eines Jungvogels, der noch im Nest sitzt. Damit können Elternvögel den Kot ihres Nachwuchses leichter aus dem Nest entfernen.

Die Membran ist eine weiße oder durchsichtige Schleimhaut. An einem Ende hat der Fäkalsack einen dunklen Fleck.

Der Nestling scheidet den Fäkalsack durch die Kloake aus. Das ist der gemeinsame Ausgang für die Produkte des Darms, der Harnblase und der Geschlechtsorgane am Hintern des Vogels. Dort sammeln die Altvögel den Fäkalsack direkt ab, wenn er rauskommt. Das ist möglich, weil der Nestling normalerweise innerhalb von Sekunden nach der Fütterung einen Kotsack produziert. Ist dies nicht der Fall, kann der wartende Elternvogel die Kloake des Nestlings anstupsen, um die Ausscheidung anzuregen.

Junge Vögel einiger Arten nehmen bestimmte Haltungen ein oder zeigen bestimmte Verhaltensweisen, um zu signalisieren, dass sie Kotbeutel produzieren. Andere Arten legen die Säcke am Rand des Nestes ab, wo sie von den Elternvögeln gesehen und entfernt werden.

Nicht alle Arten bilden Fäkalsäcke. Sie kommen am häufigsten bei Sperlingsvögeln und ihren nahen Verwandten vor, deren Junge Nesthocker sind. Bei uns sind das zum Beispiel Kohlmeisen, Rotkehlchen, Blaumeisen, Elstern, Rabenkrähen und Zaunkönige.

>> Wenn du mehr über Sperlingsvögel erfahren möchtest, lies doch bei den Artikeln über das kämpferische Rotkehlchen, den winzigen Zaunkönig und die clevere Blaumeise weiter.

Kurz vor dem Flüggewerden hören die Jungen auf, Kotbeutel zu produzieren.

Blaumeisen-Elternvogel nimmt Kotsack bei einem der Nestlinge ab (Foto: Rognmo CC BY-SA 3.0)

Wie werden Fäkalsäcke entsorgt?

Bei einigen Arten werden die Kotsäcke von besonders jungen Nestlingen von ihren Eltern gefressen (mjamjam). Bei anderen Arten und bei älteren Nestlingen werden die Säcke typischerweise wegtransportiert und in einiger Entfernung vom Nest fallengelassen.

Es gibt Hinweise darauf, dass Elternvögel einiger Arten einen ernährungsphysiologischen Nutzen aus dem Verzehr der Kotbeutel ziehen; Studien haben gezeigt, dass Weibchen – die tendenziell einem stärkeren Ernährungsstress ausgesetzt sind als die Männchen – viel häufiger Beutel verzehren als Männchen.

Kohlmeise trägt Kotsack aus dem Nistkasten (Foto: Christian Pinatel de Salvator CC BY-SA 4.0)

Warum ist Nestreinigung wichtig?

Kurz gesagt: Kotsäcke sorgen dafür, dass das Nest schön sauber bleibt. Oder auf schlau: Die Entfernung von Fäkalien trägt zur Verbesserung der Nesthygiene bei. Das wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Nestlinge gesund bleiben. Der Fäkalsack schließt die Bakterien aus dem Kot ein, so dass sich die Nestlinge nicht daran infizieren können. Da der Kot abtransportiert wird, bietet er weiteren Bakterien und Parasiten keinen Nährboden.

Es verringert außerdem die Wahrscheinlichkeit, dass Beutegreifer das Nest entdecken, denn schließlich gibt es um das Nest nichts zu sehen und der Geruch verrät das Nest auch nicht. Falls du schon mal in der Nähe einer Vogelkolonie warst, die keine Fäkalsäcke nutzen, weißt du wahrscheinlich, wie stark Vogelkot stinken kann.

Fäkalsäcke in der Wissenschaft

Für die Wissenschaft sind Fäkalbeutel spannend, denn Forschende können mit ihrer Hilfe eine Menge Dingen über einzelne Vögel erfahren. Die Untersuchung des Beutelinhalts kann Einzelheiten über die Ernährung des Nestlings aufdecken und Aufschluss darüber geben, welchen Schadstoffen der Jungvogel ausgesetzt war. Das Vorhandensein eines erwachsenen Vogels, der einen Kotsack trägt, wird bei Vogelzählungen als Hinweis auf die Brut herangezogen.

Headerbild: Auch Blaukehl-Hüttensänger in Nordamerika bringen Kotsäcke raus (Foto: Kevin Cole CC BY-SA 2.0).

von | 14. Feb 2024 | Vogelwissen

aktualisiert:
21. Feb 2024

Silke Hartmann, die Vogelguckerin

Schon als Kind interessierte sich Silke Hartmann für Vögel, aber kannte lange niemanden, der diese Begeisterung teilte. Um Gleichgesinnte zu finden, ging sie ins Internet und merkte schnell, dass es vielen Menschen so geht wie ihr früher. Deshalb gibt sie jetzt ihr Vogelwissen und ihre Begeisterung in Onlinekursen, ihrem Podcast „Vögel, aber cool!“, ihrem Blog und auf Instagram weiter. Ihr erstes Buch „Die Superkräfte der Vögel“ ist als „Wissensbuch des Jahres 2024“ nominiert.

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