Man muss eigentlich nie weit gehen, um einen Vogel zu sehen. Wenn du deine Augen für sie öffnest, siehst du sie plötzlich überall: morgens an der Bushaltestelle, auf dem Weg zum Supermarkt, im Rosenbusch in Nachbars Garten.
Aber manchmal reicht das nicht. Ich bin zwar immer wieder überrascht, wie viele Vögel mit unseren Leben in den Städten klarkommen und wie viele Arten ich im Alltag sehe. Auch kann es spannend sein, einfach nur einem einzigen Vogel für eine Stunde zuzusehen. Aber manchmal, wenn die Vogelgucken-Sehnsucht im Herzen brennt, sind mir diese Alltagsvögel zwischen Straße und Hinterhof nicht genug.
Besonders als ich anfing, mich so richtig für Vögel zu begeistern, wollte ich ganz dringend viele verschiedene Vogelarten sehen. In meinem Alltag schien es am Anfang allerdings nur Sperlinge und Amseln zu geben und die frustrierten mich ehrlich gesagt ein bisschen. Ich hatte mir Bücher angeschaut und wollte möglichst schnell viele dieser Arten sehen – jetzt, da ich wusste, dass sie alle irgendwo da sein mussten. Aber ich wusste nicht richtig, wo ich suchen sollte.
Mit der Zeit habe ich ein Gespür dafür entwickelt, wo man gut Vögel sehen kann. Damit dir der Start etwas leichter fällt und du schnell Erfolge hast oder damit du ein paar neue Anregungen bekommst, wo du Vögel finden kannst, hier ein paar Tipps:
Friedhöfe
Vogelgucken auf dem Friedhof: ja, das klingt zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Aber die meisten Friedhöfe sind durch ihre abwechslungsreiche Fläche wahre Vogeleldorados. Es gibt Bäume, offene Grasflächen, Büsche und Wasserstellen. Und vor allem: es ist ziemlich ruhig und entspannt. Die gefiederten Bewohner sind außerdem häufig an Menschan gewöhnt und fliegen deshalb nicht so früh auf (Nerds sagen auch: Die Vögel haben eine kurze Fluchtdistanz). Je beruhigender ein Friedhof auf uns Menschen wirkt, desto schöner finden ihn die Vögel.
Natürlich sind Friedhöfe ganz besondere Orte und deshalb gelten hier verstärkt besondere Vogelgucker-Regeln, die aber selbstverständlich sein sollten. Verhalte dich ruhig, bleib auf den Wegen, halte dich fern von Trauerzügen und offensichtlich Trauernden, steh nicht im Weg rum, kurzum: verhalte dich rücksichsvoll und zurückhaltend.
Arten, die du dort sehen könntest, sind zum Beispiel: Wacholderdrosseln, Singdrosseln, Buchfinken, Kleiber, Buntspechte, Rotkehlchen.
Flüsse, Bäche und Seen
Am und im Wasser ist vogelmäßig eigentlich immer etwas los. Dort kannst du sowohl Wasservögel als auch Wald- und Wiesenvögel beobachten. An und in Gewässern wachsen viele Pflanzen, die Nahrung und Rückzugsmöglichkeiten bieten. Diese Rückzugsräume sind vor allem für die Brut und die Aufzucht der Jungen wichtig. Es gibt auch viele Insekten, die hier schlüpfen, und natürlich Fische, Algen, Kleinstlebewesen.
Seen bieten auch Schutz vor Raubtieren wie Katzen, Mardern oder Füchsen. Manche Vögel schlafen daher gern auf dem Wasser. Und Kraniche kommen abends extra an knietiefe Seen und Uferstellen, um dort ungestört die Nacht zu verbringen.
Mögliche Arten, die du dort sehen könntest, sind z.B.: Höckerschwäne, Stockenten, Lachmöwen, Silbermöwen, Graureiher, Wasseramseln, Kraniche.

Parks
Parkanlagen sind in Städten wichtige und erstaunlich artenreiche Lebensräume für Vögel. Während du ganz gemütlich auf einer Bank oder einer Decke sitzt, lohnt sich ein Blick um dich herum und auch nach oben. Vögel lieben den Mix aus Grasflächen und Hecken.
Hier siehst du zum Beispiel: Mönchsgrasmücken, Grünspechte, Blaumeisen, Waldbaumläufer, Sumpfmeisen und Kohlmeisen.
Kleingärten
Ein Spaziergang durch die Kleingartenanlage um die Ecke lohnt sich für Vogelguckerinnen eigentlich immer. Hier gibt es gute Brutmöglichkeiten und das Nahrungsangebot ist abwechslungsreich. In vielen Parzellen werden Vögel außerdem zusätzlich gefüttert. An reifen Kirschen sind sie aber natürlich trotzdem weiterhin interessiert, und gleich danach kommt ja auch schon die Apfelsaison.
In Kleingärten siehst du zum Beispiel Hausrotschwänze, Stare, Kohlmeisen, Buntspechte, Grünfinken, Blaumeisen, Amseln, Feldsperlinge und Gartenrotschwänze.
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